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Neue französische Note
in Croissants aus Pium

Was der Besuch eines jungen Franzosen bei Welpinghus bewirkt

Borgholzhausen (SKü). Es ist eine Begegnung der besonderen Art, die Ulrich Welpinghus derzeit in seiner Backstube erlebt. Denn in dieser Woche hat der Bäcker- und Konditormeister einen jungen Franzosen zu Gast. Vincent Sery (19) ist im Rahmen eines europäischen Lehrlings-Austausches einige Tage in Pium.

Die Begegnung ist trotz der Kürze durchaus fruchtbar. Denn schließlich werden in der Piumer Backstube seit vielen Jahren auch Croissants und Baguettes gebacken. Und die sind nun mal in Frankreich erfunden worden. Für Ulrich Welpinghus und sein Backteam ist es also interessant zu sehen, wie ein junger Franzose diese Spezialität backt. Und in der Tat: Der junge Vincent pflegt bei den Croissants eine ganz andere Teigführungsart. Auch wird in Frankreich anderes Mehl verwandt und man kommt dort ganz ohne Backhilfsmittel aus. Das Wichtigste aber: »Das Ergebnis ist besser«, stellt Ulrich Welpinghus neidlos fest. Auch die Baguettes werden vom jungen Vincent anders angeschnitten. Man darf also gespannt sein, inwieweit sich die französische Note demnächst in den Croissants und Baguettes von Welpinghus wiederfinden wird.
Doch natürlich lernt der junge Vincent noch viel mehr von seinen Piumer Gastgebern. Denn eine solch große Vielfalt an verschiedenen Broten, insbesondere im Roggen- und Vollkornbereich, ist in Frankreich längst nicht üblich. »Die sind halt Spezialisten beim Weißbrot«, weiß Ulrich Welpinghus, dass Baguettes im Nachbarland eher als Beilage gegessen werden. Das klassische belegte Butterbrot kennen die Franzosen eher weniger, weshalb auch die Baguettes viel grobporiger sind. »Bei uns hingegen würden die Kunden gleich über die vielen Löcher im Baguette schimpfen«, schmunzelt der Piumer Bäcker- und Konditormeister.
Vincent Sery ist im Rahmen eines Lehrlingsaustausches zwischen der Handwerkskammer Ostwestfalen zu Bielefeld und der französischen Partnerkammer Loire Atlantique und Vendee nach Borgholzhausen gekommen. Den Anstoß gab der Welpinghus-Azubi Patrick Sirges, der sich bei einer Anfrage der Kammer in der Berufsschule einfach mal gemeldet hat. Vincent Sery arbeitet in einer Bäckerei in Luçon an der französischen Atlantikküste. Dorthin wird Patrick Sirges dann im kommenden Frühjahr für zwei Wochen fahren.
Die Ausbildung in Frankreich findet Ulrich Welpinghus übrigens durchaus fortschrittlich. Nach zwei Jahren Lehrzeit wird man dort schon einfacher Bäcker und nach vier Jahren kann man dort seine Bäcker-Ausbildung mit Diplom abschließen.
Aus der französischen Partnerkammer sind derzeit 16 Auszubildene in Betrieben in Ostwestfalen, darunter sieben Bäcker-Lehrlinge. Die übrigen kommen aus dem Frisör- und Kfz-Handwerk. In der vergangenen Woche waren die jungen Franzosen in der Lehrwerkstatt des Handwerkbildungszentrums, die zweite Woche sind sie in den Betrieben. Vincent Sery, der sich mit Englisch einigermaßen verständigen kann, beginnt seinen Dienst morgens um 5 Uhr. Er ist von Ulrich Welpinghus an vieles herangeführt worden: Brot, Stollen, Schokoladenarbeiten und vieles mehr. Am Ende der Woche geht es wieder zurück nach Frankreich - garantiert mit vielen Eindrücken übers deutsche Bäcker- und Konditorhandwerk.

Artikel vom 30.11.2006