29.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Papst will
Dialog mit
dem Islam

Benedikt XVI. startete seinen Türkei-Besuch.

Benedikt XVI. in der Türkei

Ankara (dpa). Papst Benedikt XVI. hat sich gestern zu Beginn seines mit Spannung erwarteten Türkei-Besuchs für einen »Dialog mit dem Islam« und »gegenseitiges Verständnis« ausgesprochen.
Der Papst sehe den Islam als »Religion des Friedens« sagte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, der den katholischen Kirchenführer gestern bei der Ankunft in Ankara am Flughafen empfing. Nach den Protesten, die Benedikts Äußerungen über Islam und Gewalt in der islamischen Welt ausgelöst hatten, begann der Papst seinen Türkei-Besuch streng abgeschirmt unter stärksten Sicherheitsvorkehrungen. Erdogan sagte nach dem Gespräch mit Benedikt, der Papst teile seine Auffassung, dass der Islam eine »Religion des Friedens, der Toleranz und der Liebe« sei. Benedikt habe ihm auch zu verstehen gegeben, dass er einer Mitgliedschaft in der EU wohlwollend gegenüber stehe.
Vor dem offiziellen Empfang durch den türkischen Präsidenten Ahmet Necdet Sezer legte Benedikt XVI. einen Kranz im Atatürk-Mausoleum nieder. In das Gästebuch schrieb er unter Bezugnahme auf einen berühmte Atatürk-Ausspruch: »Frieden zu Hause, Frieden in der Welt«.
Papst Benedikt XVI. hat in Ankara Religionsfreiheit angemahnt. »Die zivilen Behörden in jedem demokratischen Land sind verpflichtet, die tatsächliche Freiheit aller Gläubigen zu garantieren und ihnen zu erlauben, sich in Freiheit zu organisieren«, erklärte er vor dem Diplomatischen Korps.
Bei einem Treffen mit dem Chef der türkischen Religionsbehörde, Ali Bardakoglu, sagte Benedikt, beide Religionen teilten den Glauben »an den einen Gott« sowie an die Würde jedes einzelnen Menschen. Außerdem seien sich Christentum und Islam einig im Streben nach Frieden und Gerechtigkeit.
Bardakoglu seinerseits kritisierte die Äußerungen von Papst Benedikt XVI. über Islam und Gewalt indirekt scharf. In jüngster Zeit sei eine »wachsende Zunahme der Islamphobie« zu beobachten, sagte der islamische Geistliche gestern beim Treffen mit Benedikt.
Christen und Muslime in Deutschland könnten nach Ansicht der evangelischen Kirche Vorreiter für einen weltweiten Friedensdialog beider Religionen sein. »Die demokratische und pluralistische Gesellschaft in Deutschland bietet dafür die besten Voraussetzungen«, heißt es in einer Schrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). »Von hier aus können das Christentum und der Islam ihre Potenziale, Frieden und Versöhnlichkeit zu stiften, gemeinsam wirksam werden lassen.« Zugleich wird vor der EKD ein Bekennntnis zum Rechsstaat als Voraussetzung genannt.
Lesen Sie auf der Seite 4:
Hintergrund und Kommentar

Artikel vom 29.11.2006