04.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Am Saisonende muss
van Marwijk gehen

Dortmund und der Trainer kündigen ihre Trennung an

Dortmund (WB/dpa). Bert van Marwijk bleibt nur noch bis Saisonende Trainer von Borussia Dortmund. So lange soll die zerrüttete Beziehung halten. Noch Stunden nach dem trostlosen 1:0-Sieg des BVB über den VfL Wolfsburg sorgte die angekündigte Trennung zwischen dem Klub und seinem Trainer für lebhafte Diskussionen.
Der Fußball-Lehrer muss zwar am Saisonende seinen Hut nehmen, soll den Revierclub aber vorher noch in den UEFA-Cup führen. »Das Vertrauen, mit Bert van Marwijk die gesteckten Ziele zu erreichen, ist nach wie vor vorhanden«, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke - und erntete ungläubiges Staunen.
Es passte ins Bild von einer irreparablen Beziehungskrise, dass Watzke und van Marwijk nicht gemeinsam, sondern getrennt vor die Öffentlichkeit traten. Kaum vorstellbar, dass beide Seiten bis zum Saisonende zusammenarbeiten. Selbst der erste Heimsieg seit dem 16. September trug nicht zu einer Annäherung bei. Wie auch: Einmal mehr vergraulte das Team die eigenen Fans mit einer unansehnlichen Vorstellung. Nur Ebi Smolareks nicht mehr für möglich gehaltener Treffer in letzter Minute wendete einen Aufstand der Anhänger ab.
Der Blick in das Gesicht des Trainers verriet mehr als tausend Worte. Missmutig kommentierte van Marwijk die bereits Ende Oktober zwischen Sportmanager Michael Zorc, Watzke und ihm getroffene, aber erst am Samstag bekannt gewordene Entscheidung. Von Freude über das Erfolgserlebnis gegen die abwehrstarken Wolfsburger keine Spur: »Wenn ein ruhiger Moment kommt, werde ich mehr dazu sagen.«
Dem Vernehmen nach soll Thomas von Heesen der leblosen Mannschaft in der kommenden Spielzeit neues Leben einhauchen. Die lauter werdenden Spekulationen über das große Interesse der Borussia an einer Zusammenarbeit mit dem Coach von Ligakonkurrent Arminia Bielefeld dementierte Watzke nicht. »Natürlich denken wir auch über von Heesen nach.« Noch aber könne von einem Ende der Suche nach einem Nachfolger für van Marwijk nicht die Rede sein: »Wir haben uns bisher mit keinem Trainer geeinigt.«
Auch der ehemalige Bielefelder Uwe Rapolder, zuletzt beim 1. FC Köln gescheitert und seither arbeitslos, könnte zu den Kandidaten gehören. Seinen Namen hatte Hauptaktionär Florian Homm schon vor zwei Jahren ins Spiel gebracht.
Der finanzielle Schaden der Borussia wird sich nach dem vorzeitigen Abschied von Bert van Marwijk in Grenzen halten. Offenbar wurde die erst im Juli verkündete Verlängerung bis zum 30. Juni 2008 mit dem 54 Jahre alten Niederländer im beiderseitigen Einvernehmen außer Kraft gesetzt. Darauf deutet die Antwort von Watzke auf die Frage nach einer Abfindung hin: »Über Vertragsinhalte sagen wir prinzipiell nichts. Ich kann aber sagen, dass keiner Seite ein Schaden entsteht.«
Die Turbulenzen um van Marwijk drängten die Partie gegen Wolfsburg in den Hintergrund. So ging die Erfolgsserie der Norddeutschen mit zuletzt sieben Spielen ohne Niederlage fast unbemerkt zu Ende. Nur wenige Sekunden fehlten zum Glück. »Ein 0:1 in der Schlussminute ist vor allem schlecht für die Moral. Diese letzte Spielszene wird uns noch auf der gesamten Busfahrt nach Hause beschäftigen«, klagte Trainer Klaus Augenthaler.

Artikel vom 04.12.2006