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Wenn acht Frauen in einem
Haus Weihnachten feiern

Schöne Kriminalkomödie mit viel schwarzem Humor

Halle (mas). Wenn acht Frauen zusammen kommen, ist oft Zickenterror angesagt. In diesem Fall kam immense Schauspielkunst dazu, gepaart mit schwarzem Humor und Liebe zur Dramatik. Die Kriminalkomödie »8 Frauen - und ein toter Mann«, gespielt von der Theater-Terrine Bielefeld, zog am Samstag im Bürgerzentrum Remise 70 Zuschauer in ihren Bann.

Gelangweilt hat sich da auf beiden Seiten niemand. Weder auf der um 90 Grad gedrehten Zuschauertribüne noch auf der großen Bühne in Salonoptik.
Die Geschichte: Eine illustre Gesellschaft von acht sehr unterschiedlichen Frauen feiert in einem eingeschneiten Landhaus zusammen Weihnachten. Die kapriziöse Hausherrin Gaby, die aktienschwere Schwiegermutter Augustine, Gabys vertrocknete Schwester, die beiden Töchter Suzon und Catherine und Pierette, die verruchte Schwester des Hausherren. Plötzlich wird Hausherr Martin ermordet aufgefunden und die Frauen ziehen sich gegenseitig in einen Strudel aus Verhören und Beschuldigungen.
Köstlich ist anzuschauen, wie trügerisch die anfängliche Idylle sich in einen Sumpf aus Lügen und Intrigen verwandelt und wie faustdick es so nach und nach jede hinter den Ohren hat. Und mit wieviel Spielfreude die Schauspielerinnen ihre Charaktere ausgestalten. Da wird - zum Anfassen nahe - hysterisch geschrieen, sich taxiert, Geschirr auf den Boden geworfen und sich zuweilen auch mal geprügelt.
Das Stück lebt von diesen Überraschungmomenten und von seiner großen dramaturgischen Spannung. Eine Schattenwand und das Spiel mit Licht und Dunkel ermöglichte eine vielseitige Art der Darstellung. Gesangs-Einlagen in fast schon Musical-Qualität rissen das Publikum zu spontanem Szenenapplaus hin und ließen erahnen, wie vielseitig talentiert das Ensemble der Bielefelder Theater-Terrine ist, ein Zusammenschluss von Schauspielern aus den freien Theatern Bielefelds.
Auch mit den Tücken der Technik kamen sie wunderbar zurecht. Einen längeren Stromausfall überbrückten sie souverän ohne mit der Wimper zu zucken.
Und sie müssen auch den Vergleich mit den »Grandes-Dames« des internationalen Films nicht scheuen. Denn das ursprünglich von Robert Thomas für die Bühne geschriebene Stück ist oscarprämiert mit unter anderem Isabelle Huppert und Catherine Deneuve verfilmt worden.
Heute wird das Stück im Audimin der Bielefelder Uni noch einmal aufgeführt. Beginn: 20 Uhr.

Artikel vom 27.11.2006