Ein Samstagabend im Altkreis Halle. Zwischen beiden Ereignissen liegen kaum drei Stunden. Die Schauplätze sind nur gut zehn Kilometer voneinander entfernt. Hier der Kampf gegen den Abstieg in der Handball-Verbandsliga vor knapp 150 Zuschauern: letzter Einsatz, Leidenschaft, Teamgeist - Spvg. Steinhagen gewinnt nach mitreißenden 60 Minuten durch einen direkt verwandelten Freiwurf in der Schluss-Sekunde 31:30. Dramatik pur und damit allerbeste Unterhaltung, serviert von Amateursportlern, die nicht einmal Fahrtkosten erstattet bekommen. Dort das mit viel Ballyhoo angekündigte »Comeback« von Profiboxer Axel Schulz im Haller Gerry Weber Stadion. Es entpuppt sich als unwürdige Inszenierung zu Lasten eines Sportlers, der offenbar die eigenen Möglichkeiten nicht mehr richtig einschätzen kann und von falschen, im wahrsten Sinne des Wortes be-»rechnenden« Beratern in eine bodenlose Blamage dirigiert
Zur Sache
worden ist. 14 500 Zuschauer in der Halle pfeifen sich die Lunge aus dem Hals. 11,5 Millionen RTL-Zuschauer an den Fernsehbildschirmen behalten zwischen dem Stakkato der Werbespots und den beschönigenden »Expertenmeinungen« hoffentlich noch den Durchblick, um zu erkennen, was da gerade abgelaufen ist. Zwei verschiedene Welten, die Unterschiede sind krass. Und die Konsequenz aus dem nüchternen Vergleich kann eigentlich nur sein, sich daran zu erinnern, warum man sich ursprünglich einmal für Sport begeistert hat: Weil es unheimlich viel Spaß macht, mit Begeisterung, Einsatzbereitschaft und (mehr oder weniger) Talent in einem Wettbewerb zu bestehen - oder als Zuschauer dabei mitzufiebern. So, wie es beim Sportverein oder beim Volkslauf um die Ecke vorgelebt wird. Deshalb: Ruhig wieder 'mal ein paar Euro fürs Eintrittsgeld opfern und den Heimatklub unterstützen. Es lohnt sich - siehe Steinhagen kontra Hörde. Wenn der eine oder andere das beherzigt, war es am Samstag vielleicht doch eine »Nacht der Antworten«, die einen Sinn hatte... Gunnar Feicht
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