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Pikante und turbulente
Komödie mit Happy End

»Die Herbstzeitlose« begeistert 300 Zuschauer

Steinhagen (el). Eine Prise Spannung, ein Schuss Frivolität, viel Menschlichkeit und fertig ist die Komödie »Die Herbstzeitlose«. Kein Gag war hier zu billig, und kein Handlungsstrang zu ausgefallen, so dass die 300 Zuschauer in der Aula zwischen kicherndem Staunen und herzhaftem Lachen gefangen waren.

Allein das Grundgerüst dieses Stückes von Andreas Fritjof schlug schon ein wenig aus der Rolle. Schließlich spielte es in einer Wohngemeinschaft, einer speziellen, in der sich drei Senioren von äußerst unterschiedlichem Charakter gegenseitig sowohl auf die Nerven gingen als auch das Leben lebenswert machten: Agnes ist die quirlige, energiegeladene, die immer etwas vor hat. Leopold hingegen ist das krasse Gegenteil, kaum von der Chouch weg zu bewegen, TV- und vor allem werbesüchtig und dazu noch hychondrisch veranlagt. Der dritte im Bunde, Alexander, mutiert unterdessen zum echten Sorgenkind. Ganz plötzlich wechselt er das Aftershave und kauft sich sogar neue Unterwäsche.
Was ist da nur los? Schnell wird klar, dass da nur eine neue Frau im Spiel sein kann. Und das in Aleanders Alter! Schon die Tatsache an sich hat ein gewisses Potenzial. Denn alle Mitwirkenden sind weit über 70 Jahre alt - die »neue« Geliebte auch. Und irgendwie scheint das noch skandalöser, als ein »Kücken« für den zweiten Frühling aufgegabelt zu haben. Doch natürlich geht es auch noch schlimmer: Mimi, so heißt die Dame, ist auch noch seit 50 Jahren glücklich verheiratet. Plötzlich geht es rund in der Senioren-WG, Gerüchte kochen und Spekulationen sprießen.
Die hochrangige Besetzung mit Edith Hancke als Agnes, ihrem Ehemann Klaus Sonnenschein als Leopold und Gerhard Friedrich als Alexander ließ die unterschiedlichen Gefühle nur so über die Bühne wallen - von zarter Romanze bis hin zu Handgreiflichkeiten. Denn schließlich wird es auch noch mörderisch in diesem Stück, dass zunächst als plattdeutsche Komödie »Dat Tweete Fröjohr« für das Ohnesorg Theater geschrieben wurde, bevor es als hochdeutsche »Herbstzeitlose« an die Komödie am Kurfürstendamm und nun über das Steinhagener Kulturwerk schließlich in die Aula des Schulzentrums kam.
Plötzlich meldet sich der steife und diensteifrige Inspektor Klein (Michael Schäfer) bei den Senioren an: Mimi, zwischen ahnungslos und herzzerreißend aufrichtig von Karyn von Ostholt gespielt, soll ihren Ehemann ermordet haben - mit Viagra, an ihrem goldenen Hochzeitstag und ganz und gar nicht kaltblütig. Doch die Krise schweißt die Senioren stärker zusammen. Nachdem Agnes gestanden hat, dass sie mit Mimis Ehemann eine Affäre hatte, kann sie am Ende den enttäuschten Leopold gewinnen. Und dem Glück von Mimi und Alexander steht nun endgültig nichts mehr im Wege. Ein Happy End, wie es eine solch pikante und turbulente Komödie nicht besser abrunden konnte.

Artikel vom 27.11.2006