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»Kindern eine Chance geben«

Heute im Gespräch: Peter Maffay, Rock-Musiker und »World Vision«-Pate


Bielefeld (WB). Peter Maffay (57) ist Rock-Musiker vom Scheitel bis zu Sohle und sozial engagiert. Wie das WESTFALEN-BLATT unterstützt auch er das Hilfswerk »World Vision« in Malawi. Reinhard Brockmann sprach mit Maffay nach dessen Rückkehr aus Afrika.

Sie haben Kinderheime auf vier Kontinenten besucht. Was war der stärkste Eindruck?Maffay: Man kann mit Kindern unheimlich schnell locker werden. Ich versuche mit ihnen ein wenig zu albern und ihnen das Gefühl zu geben, dass da niemand Besonderes daher kommt.

Sie waren auch in Malawi, das unsere Leser unterstützen. Maffay: Ich wollte mit eigenen Augen sehen, was »World Vision« im südlichen Afrika leistet. Ich wollte die Leute kennen lernen, für die »World Vision« da ist, ihnen in die Augen blicken und ihnen sagen, dass sie uns wichtig sind, besonders die Kinder.

Auf einer Krankenstation haben sie Medikamente gegen Würmer verteilt. Maffay: Dinge, die wir als selbstverständlich ansehen, etwa einfache Medikamente, retten dort Leben. Oder das: Wir trafen einen Kleinbauern, der eine fußbetriebene Wasserpumpe bekommen hatte. Damit kann der Mann sein Feld bewässern und Gemüse anbauen. Was er nicht für seine neunköpfige Familie braucht, verkauft er auf dem Markt. Mit dem Ertrag kann er dann neu investieren. Das ist klasse! Eigentlich ist das ganz einfach, man muss den Leuten nur eine Chance geben.

Wie war es in der Dorfschule?
Maffay: Alle die Kids haben Hoffnungen und Träume. Damit ihre Wünsche auch in Erfüllung gehen, müssen die Kinder lesen und schreiben lernen. Ehrgeiz und Wille sind da - bei allen Kindern, mit denen ich gesprochen habe.

Sie machen seit 35 Jahren Musik, haben seit 25 Jahren Patenkinder in der Dritten Welt und engagieren sich seit zehn Jahren öffentlich. Warum? Maffay: Mit Sicherheit habe ich noch nicht alles erlebt. Da gibt es noch viele Dinge, die auf mich zukommen werden. In den letzten zehn Jahren ist klar geworden, dass diese Arbeit nicht nur eine Nebenbeschäftigung ist. Das ist längst schon zu einem Überbau geworden. In meinen engsten Umfeld haben jeden Tag mindestens zehn Leute damit zu tun.

Für Ihr jüngstes Projekt »Begegnungen« haben Sie mit Shimon Peres, Hamid Karsai und Bischof Desmond Tutu gesprochen. Peter Maffay war noch nie so politisch, oder? Maffay: Die Gesprächsmöglichkeiten, die sich jetzt bieten, hat es in dieser Form bislang noch nicht gegeben. Ich muss zugeben, dass mir das Spaß macht. Ich entdecke, dass solche Interviews machbar sind. Alles wird möglich, wenn ein Gedanke da ist, der die Kraft besitzt, Leute zusammenzuführen.

Ihre Tour im April greift selbst das Leid von Kindersoldaten auf. Einen schönen Konzertabend mit dem Elend dieser Welt verbinden: Geht das überhaupt?Maffay: Wir werden nicht auf die Bühne gehen und Betroffenheit erst bei uns, dann bei den Zuschauern erzeugen. Wir werden hinausgehen und die Leute unterhalten. Wir werden sagen: Hey, Leute, das ist Zola, ein toller Sänger, der kommt aus Afrika! Oder hört die Stimme von Chen Lin aus China.
Ich glaube, dass die Leute, die in ein Konzert kommen, nichts dagegen haben, wenn sie einige Bilder zu sehen bekommen. Das Mosaik, das dann schön langsam entsteht, führt zu einem Bewusstsein für die Probleme der Kinder. Aber wir werden in erster Linie in die Tasten hauen und Musik machen, das ist ganz klar.

Artikel vom 25.11.2006