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Polen-Liebe weckt Interesse

Korrespondent für Warschau interviewt Bürgermeister

Von Melanie Adelt
Versmold (WB). ein deutscher Bürgermeister der polnisch spricht und mit einer Polin verheiratet ist - das ist schon einen größeren Bericht wert in der »Gazeta Wyborcza«, Polens zweitgrößter Tageszeitung.

Bei einem Rundgang durch die Fleischstadt stellte sich Thorsten Klute gestern den Fragen von Bartosz Wielinski. Der Deutschlandkorrespondent, der für die in Warschau ansässige Zeitung von Berlin aus arbeitet, interessierte sich weniger für politische, denn für zwischenmenschliche Themen. »Ich will vor allem über das Leben in Deutschland berichten«, sagt der 28-Jährige, der gebürtig aus Oberschlesien stammt. Seit einem Jahr lebt und arbeitet er in Deutschland.
Versmolds Bürgermeister habe er bei einer politischen Veranstaltung in Berlin kennengelernt - und sei gleich beeindruckt gewesen. »Ich kannte zwar viele Deutsche, die polnisch sprechen, aber bislang keinen Bürgermeister«, freut sich Bartosz Wielinski. Als er dann auch noch hörte, das Versmold bereits seit zwölf Jahren eine Partnerschaft zu der polnischen Stadt Dobczyce pflegt, war das Interesse umso mehr geweckt.
Um Klutes Liebe zu Polen ging es in dem Gespräch, aber natürlich auch um aktuelle politische Themen und um die derzeitige »deutsch-polnische Verwirrung«, wie Wielinski es nennt. »Eine Verschlechterung in dem Verhältnis zwischen Polen und Deutschland ist im Moment ganz deutlich zu spüren.« Das ist auch Thorsten Klute bewusst: »Vor 20 Jahren waren die Beziehungen auf hoher politischer Ebene deutlich besser, dafür stimmt es heute viel mehr im Verhältnis der Bürger miteinander.«
An seine Leser bei der »Gazeta Wyborcza« will der Korrespondent eine deutliche Botschaft aus Deutschland schicken: »Wir müssen Vorurteile abbauen und positiver berichten über die gute Zusammenarbeit, die es ja durchaus gibt.« Über Versmold will er vor allem die Städtepartnerschaft beleuchten, die allerdings kein Einzelfall ist. Etwa 300 Partnerschaften zwischen polnischen und deutschen Städten und Gemeinden gibt es bereits. Thorsten Klute: »Deutsch-polnische Beziehungen gibt es eben nicht nur zwischen Berlin und Warschau, sie sind inzwischen auch weit in den ländlichen Raum gezogen.«

Artikel vom 23.11.2006