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UWG-Vorschlag trifft Bockhorst
wie eine Bombe

Das Grundschul-Umfeld ist empört

Von Oliver Horst
Versmold (WB). In Bockhorst schlug der Vorstoß der UWG-Fraktion zur Schließung der dortigen Grundschule (wir berichteten gestern) ein wie eine Bombe. Schulleiterin Silvia Juli-Rauh sprach empört von einer »Holzhammer-Methode«. Die Vertreter der großen Ratsfraktionen CDU und SPD hielten sich in der Sache bedeckt, lehnten aber entschieden ab, die Frage nur auf den finanziellen Aspekt zu reduzieren.

Silvia Juli-Rauh, die wie berichtet die Bockhorster Grundschule in Kürze verlässt und nach Verl wechselt, sprach gegenüber dem VERSMOLDER ANZEIGER von aufgebrachten Eltern und Kollegen. Ihr selbst habe es gestern morgen die Sprache verschlagen, als sie vom UWG-Vorstoß erfuhr. »Ich finde es unmöglich, dass so ein Vorschlag gemacht wird, ohne die Betroffenen vorab zu informieren. Das ist völlig unsensibel von der UWG und wird von den Eltern so auch nicht hingenommen werden.«
Eine Schließung der Grundschule wäre einschneidend für das Bockhorster Dorfleben, sagte die Schulleiterin. Sie forderte, das Thema in Ruhe anzugehen und die Betroffenen mit einzubeziehen: »Es geht hier um Kinder und nicht um irgendeine Manövriermasse!«
Bürgermeister Thorsten Klute bezeichnete den UWG-Vorschlag gestern im Gespräch mit dem VERSMOLDER ANZEIGER als »konstruktiven Diskussionsbeitrag, auch wenn ich diese Haltung derzeit nicht befürworte«. Ihm sei sehr daran gelegen, die gewachsene Solidarität zwischen den Versmolder Ortsteilen sowie deren eigene Dorfidentität aufrecht zu erhalten und nicht durch die Diskussion über die Schulstandorte in Gefahr zu bringen. Gleichwohl bestehe bei einzügigen Schulen Handlungsbedarf - vor allem auch, um die gleichmäßige Qualität der Bildungsarbeit zu sichern. »Aus heutiger Sicht favorisiere ich für Bockhorst weiter die Lösung der Filialschule. Bei der Bunten Schule in der Innenstadt wird dagegen auf Dauer kein Weg an einer Schließung vorbeiführen«, sagte Klute. »Und wenn es andernorts absehbare Schwierigkeiten gibt, überhaupt eine Klasse zu bilden, wird man über Konsequenzen nachdenken müssen.«
Inwieweit letzteres auf Bockhorst zutrifft, bleibt abzuwarten. Bislang liegen 15 Anmeldungen für das nächste Schuljahr vor. »In der Schuleingangsphase der ersten beiden Jahrgänge hätten wir dann 44 Kinder«, sagt Juli-Rauh. Womöglich könnten mit dem Wegfall der Schulbezirksgrenzen in 2008 auch Kinder aus Westbarthausen, das kirchengemeindlich überwiegend zu Bockhorst gehört, die dortige Schule besuchen.
Als Tabuthema wollten CDU-Fraktionschef Ulrich Wesolowski und seine SPD-Kollegin Liane Fülling die Schließung der Bockhorster Schule derweil nicht bezeichnen. »Wir müssen sehen, ob es Veränderungen gibt, die Maßnahmen nötig machen. Dabei steht für uns die Qualität an erster Stelle. Wir wollen allen Schülern gleich gute Bildungschancen sichern«, sagte Liane Fülling. Ulrich Wesolowski erneuerte den CDU-Grundsatz »kurze Beine, kurze Wege«: »Wenn es zu verantworten ist, wollen wir die Schule erhalten. Es werden aber noch viele Fragen zu klären sein.« Antworten soll ein für den 11. Dezember geplantes Treffen von Schulleitern, Fraktionsvertretern, Stadt und Schulrätin liefern.

Artikel vom 23.11.2006