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Gegen sexuelle Gewalt am Kind

Arbeitskreis bietet Opfern Hilfe an

Von Antje Kreft (Text und Foto)
Borgholzhausen (WB). Das Wohl ihrer kleinen Schützlinge liegt ihr seit Jahrzehnten am Herzen. Dennoch wird Heidi Rösner aus Borgholzhausen, die als Leiterin der Integrativen Kindertagesstätte Künsebeck in Halle tätig ist, immer wieder mit dem Problem »Sexuelle Gewalt« konfrontiert. Seit 1990 engagiert sie sich im Haller Arbeitskreis gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen.

Damit ist sie eine von zwölf Frauen, die Opfern sexuellen Missbrauchs und Angehörigen ein stabiles und kompetentes Netzwerk bieten möchten. »Wir möchten Ansprechpartner und Vertrauenspersonen sein. Und wir möchten, dass das Thema ÝSexueller MissbrauchÜ aus der Tabu-Zone herauskommt«, sagt Heidi Rösner. Das Thema werde in der Öffentlichkeit immer noch viel zu sehr verdrängt. Das weiß auch Ursula Rutschkowski, seit sieben Jahren Opferschutzbeauftragte der Polizei Gütersloh und seither Arbeitskreis-Mitglied. »Wenn wir schweigen, unterstützen wir die Täter und verwehren den Opfern die so dringend benötigte Hilfe. Wir möchten Jungen und Mädchen ermutigen, sich zu melden. Und Außenstehende sollen nicht wegschauen, sondern hellhörig werden für Signale und erste Anzeichen der Opfer«, erklärt Ursula Rutschkowski. Zum Haller Arbeitskreis gehören Mitarbeiterinnen aus unterschiedlichen Berufsfeldern, darunter Psychologinnen, Sozialpädagoginnen, Lehrerinnen und Rechtsanwältinnen. Ins Leben gerufen wurde der Arbeitskreis 1990 von Eva Sperner, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Halle. »Wir sehen uns als großes Netzwerk. Unsere Stärke ist die multiprofessionelle Zusammensetzung über die Grenzen von Institutionen hinweg. Das ermöglicht uns kurze und unbürokratische Wege. So ist schnelle Unterstützung möglich«, sagt Eva Sperner. Die Fälle werden stets sehr kollegial, aber selbstverständlich immer anonymisiert besprochen. Und der Bedarf ist da. »Kinder, Mitarbeiterinnen in Kindertageseinrichtungen und auch Mütter sind betroffen«, weiß die Borgholzhausenerin Heidi Rösner aus langjähriger Erfahrung. Als Leiterin der Kita in Halle-Künsebeck arbeitet die Sozialpädagogin seit 1978. Konkrete Zahlen vorzulegen, ist schwierig. »Der seelische Druck auf die betroffenen Kinder und Jugendlichen ist oft so groß, dass sie über ihre Erlebnisse gar nicht sprechen möchten. Viele Straftaten werden daher gar nicht zur Anzeige gebracht - aus Scham und aus Angst vor den Folgen«, sagt Kriminalhauptkommissarin Ursula Rutschkowski.
Neben der Hilfe im Einzelfall gehören die Prävention und die Öffentlichkeitsarbeit zu den zentralen Aufgaben des Haller Arbeitskreises. Zahlreiche Projekte, Ausstellungen und Theaterstücke (»Dein Körper gehört dir«) sowie Kursangebote zur Selbstbehauptung und Ich-Stärkung von Jungen wurden bereits organisiert. Außerdem gibt es drei Präventionskisten voller Bücher und Info-Material zum Thema für Lehrer und Erzieher. Wer sich dafür interessiert, kann sich tagsüber unter %  0 52 01/77 19 mit Heidi Rösner in Verbindung setzen. Weitere Informationen gibt auch die Evangelische Familien- und Erziehungsberatungsstelle Halle unter %  0 52 01/184 70.

Artikel vom 22.11.2006