22.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Endlich zählt das Können statt ein schlechtes Zeugnis«

BuS: Förderschüler dürfen sich in Betrieben beweisen

Versmold-Oesterweg (mapu). Die Suche nach einem Ausbildungsplatz gestaltet sich für Sonderschüler schwierig. »Sie stehen bei Bewerbungen in der Hierarchie ganz unten«, weiß Roswitha Horstmann, Leiterin der Matthias-Claudius-Förderschule.

Doch elf Zehntklässler ergriffen die Möglichkeit, ihre Berufschancen deutlich zu erhöhen - mit dem Projekt »BuS«. Hinter den drei Buchstaben verbirgt sich die vom nordrhein-westfälischen Schulministerium geförderte Aktion »Betrieb und Schule«, an der seit August auch erstmals die Matthias-Claudius-Schule teilnimmt, der jüngst erneut das Siegel als »berufs- und ausbildungsfreundliche Schule« verliehen wurde.
An drei Wochentagen steht ganz normaler Unterricht auf dem Programm. Doch mittwochs und donnerstags geht jeder der elf Schüler einer praktischen Beschäftigung in einem Betrieb in der Umgebung nach. Ob als Fleischer, Dachdecker, Kinderpfleger oder Friseur: Die Schüler erhalten einen echten Vorgeschmack aufs Arbeitsleben, der nicht immer zuckersüß ausfällt. »Am Anfang waren die langen Arbeitszeiten echt hart«, berichtet Markus, der als Gärtner tätig ist. Auch Dachdecker Torben kennt den Stress, denn er und seine Klassenkameraden werden von den schulischen Aufgaben nicht entbunden: »Arbeit und Hausaufgaben auf einmal, das ist sehr anstrengend. Aber es lohnt sich«, freut Torben die Anerkennung und Akzeptanz innerhalb seines Betriebs.
Das intensive Praktikum, das die Firmen für die Dauer des Schuljahres den Jugendlichen zugesagt haben, habe zudem enorm bei der persönlichen Weiterentwicklung der Schüler geholfen. »Sie sind erwachsener und verantwortungsbewusster geworden«, stellt Klassenlehrerin Carmen Stiller fest. Und in den Unternehmen, deren Engagement mit 1000 Euro aus Landesgeldern belohnt wird, weichen durch den Kontakt die Vorbehalte gegenüber Förderschülern, wie Torben nur bestätigen kann: »Wir dürfen zeigen, dass wir arbeiten können. Endlich zählen nicht nur schlechte Zeugnisse oder dass wir Sonderschüler sind.«
Daher würden sich die betreuenden Betriebe bei gelegentlichen Komplikationen auch um eine sachliche Klärung mit den Praktikanten bemühen. »Die BuS-Philosophie scheint sich durchzusetzen: Drei meiner Schüler haben in Aussicht gestellt bekommen, dass sie in ein Ausbildungsverhältnis übernommen werden könnten. Und dabei läuft das Projekt gerade einmal drei Monate.«

Artikel vom 22.11.2006