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Schwarz-Weiß ist angesagt

Weihnachten 2006 beschert Deko-Trends von Klassisch bis Extrem

Traditionell, verspielt oder kapriziös? Das Weihnachtsfest 2006 bietet für jeden Geschmack ein passendes Ambiente: »Black is beautyful« für Trendscouts, »Golden Shadow« für Trendbewusste, »Evergreen« für Trendmuffel. Zur Leipziger Fachmesse CADEAUX wurden jetzt die aktuellen Trends präsentiert.

Man soll ja bekanntlich nie »nie« sagen. Weihnachten 2006 tritt dafür einen eindrucksvollen Beweis an: Es straft jeden Lügen, der glaubte, die Farbe Schwarz würde nie zu diesem Fest passen. »Ein schwarzer Weihnachtsbaum aus Kunststoff oder purem Eisen, geschmückt mit schwarzen, violetten und silbernen Kugeln - das ist der Renner in diesem Jahr«, betont die Hannoversche Innenarchitektin Helga H.E. Janzon. Alternativ können es auch bemalte Äste oder andere schwarze Accessoires sein, mit denen man den Raum im Advent 2006 dekoriert. »Beiwerk in schimmerndem Silber und frischem Weiß sowie verspielte Trendartikel sorgen dafür, dass dieses Ambiente nicht düster wirkt, sondern festlich und nobel«, ist Janzon überzeugt.
Wer das zu schräg findet, muss dem aktuellen Trend trotzdem nicht entsagen. Dekorateurin Susan Bensch empfiehlt eine gleichermaßen trendige wie edle Variante: den in Schwarz-Weiß-Silber gedeckten Tisch. »Dabei kann man tief ins Deko-Kästchen greifen und neben Kugeln, Kerzen und Leuchtern auch Perlenschnüre, Schmetterlinge, Federbüschel oder Samtblüten zu Tage fördern«, erklärt die Leipzigerin. »Dinge also, die auch zu anderen Anlässen passen.« Denn dass der Schwarze-Weihnachts-Trend das Jahr überdauert, ist eher fraglich.
In Sicherheit kann sich hingegen Grün-Rot wiegen, der Klassiker der Weihnachtszeit an sich. Kein Trend konnte dem Tannengrün mit roten Kugeln und Kerzen je ernsthaft Paroli bieten. Doch auch die traditionellste aller Weihnachtsdekorationen ist aktuellen Einflüssen nicht abhold.
»Groß, üppig und glamourös ist in diesem Jahr angesagt«, erläutert der Trendforscher Oliver Schmid. Ob Weihnachtskranz im Wagenrad-Format, ausladendes Adventsgesteck, extragroße lackierte Kerze, überdimensionaler Teelicht-Halter oder ein kompletter Engelsflügel - Klotzen statt Kleckern heißt die Devise. Holzäste, unglasierte Keramik, Leder, Filz und Fell kommen als Dekomaterial ebenso zum Einsatz wie funkelndes Kristall, irisierendes Glas, Kunststoffperlen sowie Samt und Seide. Statt Weihnachtssternen zieren Tulpen das weihnachtliche Arrangement. Was keineswegs eine verrückte Idee der Neuzeit ist: »Meine Großmutter kannte Adventsgestecke mit Tulpen schon aus ihrer Kindheit«, erzählt Floristmeister Reinhold Pause (Neukirchen). »Als Symbol für erwachendes Leben passen die Blumen hervorragend in die Weihnachtszeit.«
Im Forum Floristik der Herbst-CADEAUX Leipzig stellte Pause gemeinsam mit seinem Kollegen Torsten Meiner aus Wüstenbrand die aktuelle »Pflanzen-Mode« vor. »Vintage Glamour« heißt der Wintertrend 2006/07, der von den glanzvollsten Modeepochen des vergangenen Jahrhunderts inspiriert ist. »Dominierend sind pastellige Blüten, die wie gepudert aussehen«, sagt Reinhold Pause. »Mit metallisch gefärbten Zweigen, Perlenketten, Broschen und dekorativen Textilien wie Spitzenborte oder Miederschnüren werden sie effektvoll inszeniert.« Aber auch moderne Aspekte spielen eine Rolle - »gewollte Stilbrüche, die verhindern, dass die Grenze zum Kitsch überschritten wird«, weiß Torsten Meiner. Das können Riesenperlen und Kunstedelsteine sein oder metallische Accessoires. Wenig begeistert zeigen sich die Floristen indes von einer neuen Idee made in USA - elektrische Lichterketten in floralen Arrangements. Pause: »Diese Mode bleibt uns hoffentlich erspart, ebenso wie das blaue Kristallschweinchen am Weihnachtsbaum.«
En vogue hingegen ist der goldene Engel aus Pappmaché - auch er in XXL-Größe. Susan Bensch lässt ihn samt großer farbiger Plexiglas-Ornamente von der Decke schweben. Darunter steht der neobarock gedeckte Tisch mit Goldrandtellern, verspielten Pokalen, üppigen Kerzenleuchtern und güldenen Perlenschnüren. »Weihnachten 2006 schwelgt in Glanz und Glamour«, so die Dekorateurin. Über stilwidrige Accessoires und Materialien bekommt indes auch das barocke Ambiente seine »Sollbruchstelle«: Sternen-Untersetzer aus Styropor werden mit Glimmer aufgehübscht, moderne Kugeln aus Kunststoff lagern zusammen mit Drahtbündeln in der goldenen Gipsschale. Statt schwerem Brokat liegt luftiger Voile als Tischdecke auf und wird mit Perlenschnüren am Tischbein festgebunden. Solche Kontraste aus Tradition und Moderne sind nicht nur angesagt, sondern geben der Szenerie bei aller Festlichkeit Leichtigkeit.
Ob man sich nun für Schwarz, Grün oder Gold entscheidet - die eigene Vorstellung von Stimmung und Gemütlichkeit sollte immer einen gebührenden Platz einnehmen, meint Susan Bensch. »Auch die Erinnerung an die Kindheit gehört zur Weihnachtszeit. So kann man ein lieb gewordenes Einzelstück alljährlich neu in Szene setzen. Oder man hängt ein paar der derzeit modernen Baumkugeln im Stammbuchbild-Design an den Baum. Und wer sich wirklich nur zur Minimal-Variante durchringt, kann wenigstens dem Kaktus ein Weihnachtsmann-Mützchen überstülpen.«

Artikel vom 22.11.2006