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Zinsen günstig
für Abwasser

Werke nutzen gute Kreditkonditionen

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Steinhagens Abwasser ist im Altkreis-Vergleich (wir berichteten) eines der teuersten. 2007 wird es immerhin etwas günstiger: 2,60 Euro (bisher 2,73) pro Kubikmeter Schmutz-, 70 statt 72 Cent pro Quadratmeter Fläche beim Regenwasser. Die sinkende Gebühr ist letztlich ein Rechenexempel - zurückzuführen auf günstige Zinskonditionen.

Seit drei Jahren nutzen Gemeinde und Gemeindewerke sogenannte Zinsderivate. »Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht, denn hochpreisige Kredite werden so erheblich günstiger«, sagt Bürgermeister Klaus Besser im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Der Kreditvertrag bleibt unverändert, nur die Zinsvereinbarung wird verändert. Beispiel: der Bereich Abwasserbeseitigung. 34 000 Euro haben die Gemeindewerke 2005 durch günstigere Zinskonditionen eingespart, in diesem Jahr wird mit 32 000 Euro gerechnet, und für das kommende Jahr weist der Wirtschaftsplan 23 000 Euro aus (bei insgesamt 1,072 Millionen Euro 2007 an Zinsleistungen). »Die Einsparungen schlagen sich letztlich darin nieder, das die Abwassergebühren gesenkt werden können«, so der Bürgermeister.
Mit Sparpotential von rund 23 000 Euro durch die Derivate - der gleiche Umfang also wie bei den Werken - rechnet auch die Gemeinde für 2007. Nur: Einen unmittelbaren Effekt für den Bürer, wie beim Abwasser, hat das nicht. Immerhin: Erstmals seit 2005 rutschen die Zinszahlungen wieder unter die Millionen-Grenze und werden sich voraussichtlich auf 996 786 Euro belaufen - nach 1,176 Millionen in 2006. Der Schuldenstand der Gemeinde ist indes mit voraussichtlich 21,7 Millioenen Euro am Jahresende noch immer immens - trotz des im Eckwertepapier vereinbarten Verzichts auf neue Kredite. Auf 20,9 Millionen soll er 2007 sinken.
Sparen lautet die politische Parole seit Jahren. Die Derivate sind aus Sicht des Bürgermeisters ein Zeichen dafür, was sich da durch aktives Zinsmanagement machen lasse. Indes kann noch so geschicktes Finanzgebaren seiner Meinung nach auch nicht helfen, wenn denn tatsächlich von 2008 ein neues riesiges Loch auf die Gemeinde zukommt. Dann tritt die Unternehmenssteuerreform des Bundes in Kraft (dazu auch ein Bericht auf der Haller Lokalseite): Und obwohl deren Konditionen noch längst nicht alle klar sind, steht fest, dass Personengesellschaften künftig wie Kapitalgesellschaften besteuert werden und weniger Gewerbesteuern zahlen müssen - die Steuermesszahl sinkt von fünf auf 3,5 Prozent. Durch seinen größten Gewerbesteuerzahler, die Hörmann KG, befürchtet Besser erhebliche Ausfälle: »Steinhagen könnte zu den Verlierern der Reform gehören.«

Artikel vom 21.11.2006