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»Erinnern ist
Verpflichtung«

Gedenkfeier im Ev. Gemeindehaus

Borgholzhausen (Felix). Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge schlug ihn 1919 als Gedenktag für die gefallenen Soldaten vor. Drei Jahre später wurde die erste Gedenkstunde, damals im Berliner Reichstag, abgehalten. Eine Tradition: Auch in Borgholzhausen wurde gestern anlässlich des Volkstrauertages der Verstorbenen gedacht.
»Erinnern ist eine moralische Verpflichtung, gegenüber den Toten der Vergangenheit, aber auch gegenüber den zukünftigen Generationen. Denn aus dem Blick wächst die Aufforderung alles zu tun, damit sich derartiges nicht wiederholen kann«, mahnte stellvertretender Bürgermeister Karl-Dieter Menke im Rahmen seiner Gedenk-Rede, die diesmal nicht auf dem Friedhof, sondern, des regnerischen Wetters wegen, im Gemeindehaus zu hören war.
Dort hatten sich zahlreiche Abordnungen der Piumer Vereine versammelt - darunter der Schützenverein, die Löschzüge der Feuerwehr, des VdK, der Kyffhäuser-Kameradschaft Borgholzhausen sowie einiger Sportvereine, wie etwa dem TuS Ravensberg Borgholzhausen - und einige Bürger eingefunden, um der Gedenkstunde beizuwohnen. Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr unter der Leitung von Wayne Tucker intonierte zu Beginn die Weise »Es gibt keinen schöneren Tod«.
Gemeinsam mit dem Männerchor Borgholzhausen gestaltete der Musikzug den Rahmen der Gedenkfeier, spielten die einen das »Sanctus« aus der »Deutschen Messe« von Franz Schubert und sangen die anderen das Lied vom »Frieden«. »Wir gedenken heute der vielen Millionen Opfer der Kriege des vergangenen Jahrhunderts. Millionen Opfer - das sind Zahlen, unvorstellbar in ihrer Mächtigkeit, das ist Statistik«, so Karl-Dieter Menke in seiner Ansprache. »Aber hinter jedem Grab steht ein Einzelschicksal, ein früh beendetes Leben, ein Mensch, der heute noch leben könnte. Es gehört zum Schmerz der Erinnerung, dass man um die Einmaligkeit und Unwiederbringlichkeit des zerstörten Lebens weiß und es standen und stehen oft noch heute dahinter viele trauernde Menschen«.
»In unser ehrendes Gedenken wollen wir sie alle einschließen: alle Soldaten der Völker, die in den Weltkriegen gefallen sind, im Westen und im Osten und auch alle, die in diesem Krieg durch Bomben starben oder in Gefangenschaft oder durch Vertreibung ihr Leben verloren. Und wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie gegen die Gewaltherrschaft Widerstand geleistet haben oder weil sie an ihrer Überzeugung und ihrem Glauben festgehalten haben«.
Vieles sei es, so Menke weiter, was in einer solchen Stunde bewege. Auch die Frage, welchen Sinn es habe, sich nach mehr als sechs Jahrzehnten an diesem Tag zu versammeln. »Auch heute fallen immer noch unschuldige und unbeteiligte Menschen dem Bombenterror zum Opfer. Der Tod durch Krieg und Terroranschläge ist etwas anderes, als natürliches Sterben, da er manch junges Leben voller Hoffnung und Zukunftserwartung, voller Sehnsucht, abrupt beendet«, fuhr Menke mit bewegter Stimme fort.
Die Vertreter der Borgholzhausener Vereine begaben sich im Anschluss an die evangelischen Gedenkfeier im Gemeindehaus auf den Weg zum großen Mahnmal des Friedhofes, um dort, zu den Klängen von »Ich hatt' einen Kameraden«, gespielt von Musikzug-Mitglied Johannes Bockstette auf der Trompete, ihre Kränze niederzulegen.

Artikel vom 20.11.2006