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»Zukunftschancen sind in Gefahr«

SGV: Ökostromtarif kommt 2007

Von Oliver Horst
Versmold (WB). An der Zukunftsausrichtung mit neuen Produkten und Geschäftsfeldern feilt die Strom- und Gasversorgung (SGV) -Ê doch aufgrund einer geplanten Gesetzesänderung sieht Geschäftsführer Jörg Kogelheide nicht nur die Pläne, sondern sogar die Existenz der Stadtwerke gefährdet. Derweil sind erste Weichen für 2007 gestellt: Zum 1. Januar wird die SGV ihren Kunden erstmals einen Ökostromtarif anbieten.

»Die Verträge für das Ökostromprodukt sind unterschrieben«, erklärte Kogelheide am Freitag im Gespräch mit dem VERSMOLDER ANZEIGER. Details will der SGV-Geschäftsführer in der Ratssitzung am 14. Dezember mitteilen. Den Kunden soll der Ökostromtarif gemeinsam mit dem neuen konventionellen Stromtarif für ganz Versmold vorgestellt werden.
Für letzteren wartet die SGV nach wie vor auf die Genehmigung der Netzentgelte, also den anzusetzenden Stromnetzkosten. »Wir hoffen bis Ende November auf die Entscheidung der Landesnetzagentur.« Die ersten drei der 89 Stromnetzbetreiber in NRW haben vor Wochenfrist ihren Bescheid erhalten. Dabei kam es durch die Behörde zu Kürzungen der beantragten Entgelte um neun bis 15 Prozent.
Als einen der nächsten Punkte hat Kogelheide die Projekte Biogasanlage und Wärmecontracting auf der Agenda. Wie berichtet soll geprüft werden, inwieweit gereinigtes Biogas ins Erdgasnetz eingespeist und die Abwärme verstromt sowie als Wärme an einen Großverbraucher abgegeben werden kann. »Wir wollen aktiv werden und uns neue Geschäftsfelder erschließen«, sagt Kogelheide. Das Biogas-Projekt sei dabei von großer Bedeutung. Doch aufgrund einer geplanten Änderung auf Landesebene sieht der SGV-Chef die Pläne massiv gefährdet.
»Sollte die Landesregierung mit ihrem Vorhaben, die Gemeindeordnung zu verschärfen, ernst machen, würden die Stadtwerke in NRW massiv gegenüber den großen privaten Versorgern diskriminiert.« Dies werde auch für die Verbraucher negative Folgen haben. Die Landesregierung plane, in Zukunft die kommunalen Dienstleistungsunternehmen zugunsten privater Anbieter zurückzudrängen. »Uns muss es gestattet sein, bisherige Geschäftsfelder aus- und neue aufzubauen«, fordert er. »Das Angebot der Landesregierung, Bestandsschutz zu gewähren, ist nichts anderes als eine Beruhigungspille.«
Der Stadtrat hatte Ende Juni vorsorglich einer Erweiterung des Gesellschaftszwecks im Gesellschaftsvertrag mit der Strom- und Gasversorgung, an der die Stadt zu 74,88 Prozent beteiligt ist, zugestimmt. Ob diese Änderung Bestand hat und sie die Wahrnehmung dieser konkret angestrebten Zukunftschancen absichert, muss sich in der Zukunft zeigen.
Jörg Kogelheide wünscht sich »die Freiheit, sich im Markt entwickeln und etablieren zu können wie jedes andere Unternehmen auch«. Die SGV wolle innovative Produkte in Partnerschaft mit den örtlichen Handwerksbetrieben anbieten, Arbeitsplätze sichern und Gewinne vor Ort halten. Deshalb unterstütze er voll und ganz das am Freitag gestartete Aktionsprogramm der 231 Stadtwerke in NRW. Sie bauen in dieser Frage, mit Rückhalt der Öffentlichkeit, auf den Dialog mit der Politik.

Artikel vom 18.11.2006