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Warnung vor der Perfektion

Prof. Fulbert Steffensky hielt Festvortrag zum Hospizverein-Jubiläum

Von Elke Wemhöner
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Dank und Anerkennung standen Freitagabend im Mittelpunkt der Grußworte zum Feier des zehnjährigen Bestehens Hospizarbeit im Ev. Johanneswerk. Im Festvortrag fand Theologe Prof. Dr. Fulbert Steffensky deutliche und tröstende Worte zum Tod und dem von ihm ausgelösten Schmerz.

Ohne pastoralen Unterton, direkt und trotzdem herzlich beleuchtete Prof. Fulbert Steffensky das Thema Sterben. Da sprach der Theologe und ehemalige Dozent, der Mann mit Lebenserfahrung, der kluge Beobachter und der Witwer. Vor drei Jahren musste er von seiner Frau, der bekannten Theologin und Autorin Dorothee Sölle Abschied nehmen. Bei den zahlreichen Gedenkfeiern, die anlässlich ihres Todes stattfanden, versicherten ihm Teilnehmer immer wieder, sie sei dabei gewesen. »Ich habe bisher nur ihre Abwesenheit gespürt«, kommentierte der Festredner.
Sein Vortrag war ein Plädoyer für die Pflege des respektvollen Umgangs miteinander, vor allem auf der letzten Wegstrecke des Lebens und gegen den Anspruch der Perfektion. Selbst in der Analyse (»Die Gesellschaft ist bereit für Effekte zu zahlen, aber nicht für Sinn.«) wurde er nicht bitter. Vielmehr mahnte er, den Machbarkeits-Wahn zu dämpfen - auch in der Medizin. Ärzten und Pflegepersonal wünschte er, die Arbeit im Palliativ-Bereich nicht als Folge von Niederlagen zu sehen. Und er warnte vor der Sterbehilfe, in der der Mensch zum Macher des Lebens würde.
Das Grußwort von Pfarrer Christoph Steffen (Kirchenkreis Bielefeld) verband den Dank an die Ehrenamtlichen ehrenamtlichen Mitglieder der Hospizarbeit (40 sind derzeit im Einsatz) mit dem Hinweis, das im Sterben auch Augenblicke der Begegnung möglich seien. Oberbürgermeister Eberhard David betonte, wie wichtig die Hospizarbeit im Ev. Johanneswerk sei, weil sie Zusammenhalt und Menschlichkeit in unserer Gesellschaft stärke. Die Ehrenvorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz, Gerda Graf, verwandte das Bild vom Boten/Engel, der Sterbenden vor allem eines schenke: Zeit. Mit ihrem Rückblick machte Britta Pörksen, Vorsitzende des Hospizvereins Bethel, deutlich, wie die Mitwirkenden an einem Bielefelder Netzwerk geknüpft haben. Und Dr. Hartmut Dietrich, ehemaliger Johanneswerk-Vorsitzende und Mitbegründer, wünschte dem »Geburtstagskind« viele engagierte Mitstreiter und genug finanzielle Mittel für die Zukunft.

Artikel vom 18.11.2006