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Trotzreaktion nach dem 16:20 kippt das Spiel

Frauenhandball-Oberliga: Halle siegt glanzlos, Steinhagen dank kämpferischer Steigerung

Von Gunnar Feicht und Marcel
Bohnensteffen (Text und Fotos)
Altkreis (WB). Union Halle verteidigt die Tabellenführung, Spvg. Steinhagen klettert ein wenig aus dem Keller: Erfolgreicher Heimspielnachmittag für die Frauenhandball-Oberligisten.

Union 92 Halle - ASV Hamm 31:26 (17:10). »In der vergangenen Saison haben wir im Heimspiel gegen Hamm hoch geführt und trotzdem verloren, das ist uns gut in Erinnerung geblieben.« Unions Trainer Karl-Heinz Klenke machte schon vor Anpfiff keinen Hehl daraus, dass sein Team mit den Gästen noch eine Rechnung zu begleichen hat. Nach Spielende konnte er dann zwar eine geglückte »Revanche« verzeichnen, doch zufrieden mit dem Spiel war »Kalla« ganz und gar nicht: »Ich bin stinksauer. Unsere Chancenverwertung war katastrophal. Heute hätten wir mindestens 40 Tore werfen müssen.«
In der Tat versiebten seine Schützlinge sowohl vor als auch nach dem Pausentee reihenweise klarste Möglichkeiten »frei vor«, setzten sich dennoch in Halbzeit eins dank eines Zwischensprints von 9:9 über 14:9 (25.) auf 17:10 vorentscheidend ab. Aufgrund des beruhigenden Polsters gab Klenke in Durchgang zwei dann vermehrt seinen jüngeren Spielerinnen längere Einsatzzeiten. Allen voran spielte sich dabei Linksaußen Annika Reschinsky in den Vordergrund, markierte fünf blitzsaubere Treffer. »Anika hat eine starke Leistung gezeigt und die Bälle genau so geworfen wie gefordert«, nahm Klenke den Youngster von der allgemeinen Teamschelte ob der mangelnden Torausbeute aus.
Obwohl Hamm mit drei Toren in Folge nach Wiederanpfiff noch einmal Morgenluft witterte, kam der ASV für einen Auswärtssieg nicht in Frage, so dass sich Union zumindest auf der Anzeigetafel von der Niederlage in Witten gut erholt zeigte.
Tore: Sommer (6), Reschinsky (5), Pape (5/2), Janzen (4), K. Huck, Pieper, Stüssel, Beier, Hamel (je 2) und Südmersen.
Spvg. Steinhagen - TuS Jahn Dellwig 27:25 (13:16). Nach zwei deutlichen Auswärtsklatschen hat Steinhagen mit diesem Heimsieg gegen einen unmittelbaren Konkurrenten den Sturz auf die Abstiegsränge verhindert. Beim 16:20-Rückstand (40.) sah es bereits finster aus, doch obwohl neben Terzi, Schomeier (beide verletzt) und Dröge (berufsbedingt) nach 29 Minuten auch noch Saskia Büscher (dritte Zeitstrafe) ausfiel, kamen die Gastgeberinnen zurück. Ein Sieg der Kampfbereitschaft und der Entschlossenheit. Trainer André Schnadwinkel: »In der zweiten Halbzeit hat sich jede einzelne Spielerin aufgeopfert.« Die gesamte Mannschaft steigerte sich entscheidend - diesmal angetrieben von Tina Grube: »Sie musste gegen Dellwigs offensive Deckung unterschiedliche Aufgaben übernehmen - und hat alle toll gelöst«, lobte Schnadwinkel.
In der ersten Hälfte indessen wäre der Coach an seiner Crew fast verzweifelt. Auf eine 3-2-1-Abwehr hatte sich Steinhagen vorbereitet, die fast als »Manndeckung« praktizierte Variante des Gegners schmeckte dem Angriff aber überhaupt nicht. Zusätzlich verunsichert durch die Nervosität des Abstiegskampfs, produzierte die Spvg. offensiv nur Krampf, kam in der Deckung oft einen Schritt zu spät und kassierte eine Flut von Zeitstrafen. Einen 4:8-Rückstand egalisierte die Spvg. nach drei Dellwiger Siebenmeter-Fahrkarten zum 10:10. Aber auch Steinhagen vergab etliche »Marken« und geriet in Folge der vielen Unterzahlsituationen sogar 13:18 ins Hintertreffen. Eine unberechtigte Zeitstrafe gegen Marianne Wiens (40.) und ein Torwartwechsel lösten dann aber die ersehnte Trotzreaktion aus: Jenny Ebreo parierte einen Gegenstoß, und fortan flatterten Dellwig im Abschluss die Nerven, während Steinhagen in Martina Hentschel und Sina Speckmann plötzlich ganz sichere Schützinnen hatte: Über 21:21, 23:22 und 27:22 führte der Endspurt ans Punkteziel.
Tore: Grube, Speckmann (je 5), Wiens (5/1), Lierse (3), Hentschel (3/1), Blank (3/2), Kornfeld (2), Büscher.

Artikel vom 20.11.2006