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Triumph der Taktik-Disziplin

Handball-Verbandsliga: Loxten bringt haushohen Favoriten zu Fall

Von Gunnar Feicht (Text und Foto)
Versmold-Loxten (WB). »Na, was habe ich gesagt: die Chancen stehen 51:49 Prozent!« Horst Grubes motivationshaltige Zuversicht vor dem Duell mit SuS Oberaden hatte ihre Wirkung nicht verfehlt: Handball-Verbandsligist SF Loxten schaffte die faustdicke Überraschung, der - absolut verdiente - 29:26 (15:14)-Triumph gegen den »16:0-Punkte-Spitzenreiter« ist fast schon eine Sensation.

Eine Sensation, die aber dennoch nichts von einem Handballwunder hat, denn das Resultat war das logische Ergebnis von 60 Minuten voller Leidenschaft und taktischer Disziplin auf Seiten des Tabellenzwölften. Nach dem Rangzweiten Verl brachte der krasse Außenseiter jetzt auch den Primus zur Strecke - der Lohn für eine ganz präzise Spielvorbereitung. »Die Jungs haben diesmal genau das umgesetzt, was wir Donnerstag besprochen hatten«, bilanzierte Trainer Willi Möhle. Und erläuterte: »Auf dem Video war zu sehen, dass Oberaden beim Sieg gegen Münster in den ersten 25 Minuten sage und schreibe 16 Tempogegenstöße gelaufen ist. Das bedeutete für uns: Geduldig sein, keine überhasteten Fehlwürfe, die starke Deckung ins Laufen bringen. 45 Minuten haben wir das sehr gut gemacht.
Folgerichtig dominierte Loxten bereits die ersten 24 Minuten bis zur 13:10-Führung. Trotz Trainingsrückstands wegen seiner Verletzungen setzte Heiner Steinkühler mit fünf Treffern vor der Pause im Angriff die Glanzlichter. Auch Wiek und Potthoff trafen effektiv. Als Otten und Levy dann doch einige schlecht vorbereitete Geschosse abfeuerten, gab's prompt die Quittung: SuS nutzte eine Zeitstrafe (Wiek) clever zu 3:0 Treffern, ging beim 13:14 sogar in Führung. Mit einem frechen, direkt ausgeführten Freiwurf rettete Daniel Potthoff seinen Mannen zwei Sekunden vor dem Pausenpfiff wenigstens die Halbzeitführung.
Obwohl Patrick Wiek mit einem Dreierpack direkt nach dem Wechsel auf 18:14 erhöhte, ließ Oberaden Mitte der zweiten Hälfte seine Stärken aufblitzen. Als Steinkühler eine Pause brauchte, wuchs der 6-0-Riegel zum unüberwindlichen Bollwerk. Nach zwei Otten-Fahrkarten zog der Spitzenreiter sogar zum 20:22 vorbei. Aber diesmal stachen die Joker von der Bank: Daniel Bölsche (Möhle: »Er hat alle Möglichkeiten, kann ein Spiel aber so oder so entscheiden«) traf zum 22:22 und 23:22, Olaf Pohlmeier wuchtete die Kugel zum 24:23 ins Netz. Treffer, die die Aggressivität der Loxtener 3-2-1-Deckung befeuerten: Die ließ im Verbund mit dem starken Keeper Philip Maas nichts mehr anbrennen. Nach einem langen Angriff traf Marcus Otten - abgefälscht - zur 28:26-Entscheidung, exakt eine Minute vor Schluss.
Der noch verletzte Dirk Elschner gratulierte seinen Teamkollegen zu dem Beweis, dass sie auch ohne ihn große Taten vollbringen können. Und Gästecoach Ralf Weinberger trug die erste Schlappe im neunten Saisonspiel mit Fassung: »Ein verdienter Sieg, Loxten hat sehr diszipliniert gespielt, während unsere sonst so starke Deckung zu viele einfache Tore kassiert hat. Zum ersten Mal haben wir auch Ýohne TorwartÜ gespielt. Heute hat man gesehen, dass drei aus unserer ersten Sechs zurzeit kaum trainieren können.«

Artikel vom 20.11.2006