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Federers furioses WM-Finale

Dritter WM-Titel des Schweizers - Blake chancenlos gegen den Primus

Schanghai (dpa). Roger Federer hat seine unglaubliche Dominanz unterstrichen und ist zum dritten Mal Tennis-Weltmeister geworden.
Ohne Chance im Finale: James Blake (USA).

Der 25-Jährige aus der Schweiz machte im Endspiel des Masters Cups auch mit dem US-Amerikaner James Blake kurzen Prozess und triumphierte in nur 98 Minuten mit 6:0, 6:3, 6:4 ein drittes Mal nach 2003 und 2004. Auch vor zwölf Monaten stand der Branchenprimus, der das Tennisjahr zum dritten Mal in Serie als Nummer eins der Weltrangliste beendet, im Finale. Doch damals machte dem nach einer wochenlangen Verletzungspause noch geschwächten Eidgenossen David Nalbandian den Traum vom Titel-Hattrick zunichte.
Der Titelverteidiger aus Argentinien schied diesmal schon im Halbfinale aus. James Blake bezwang Nalbandian 6:4, 6:1. Federer wiederum setzte sich in der Vorschlussrunde gegen Rafael Nadal durch. Er besiegte den Spanier 6:4, 7:5 und revanchierte sich mit Nachdruck für die finale Pleite bei den French Open, die ihn im Juni letztlich den begehrten Grand Slam gekostet hatte. In Melbourne, Wimbledon und Flushing Meadow dagegen siegte der »Dominator« bei drei der vier Grand-Slam-Turniere.
Schon nach wenigen Minuten war den 15 000 Zuschauern im Qi-Zhong-Stadium von Schanghai klar, dass der neue Weltmeister nur Roger Federer heißen konnte. Mit dem ersten von elf Assen startete der Superstar in das Endspiel und genehmigte dem zunächst heillos überforderten Blake erst im zweiten Spiel des zweiten Satzes den ersten Punkt. Doch am Kräfteverhältnis änderte sich auch danach nichts. Federer bestimmte das Match fast nach Belieben und setzte den WM-Neuling gnadenlos unter Druck.
»James hatte ein fantastisches Jahr. Willkommen unter den besten Vier«, sagte der Schweizer nach dem Matchball, der ihm den zwölften Titel des Jahres und den 45. insgesamt einbrachte. Als ungeschlagener Weltmeister kassierte Federer 1,52 Millionen Dollar und knackte damit bei seinem Jahres-Preisgeld die Acht-Millionen-Grenze, was vor ihm noch nie einem Tennisprofi gelungen war. Auch Pete Sampras (USA) nicht, der 14 Grand-Slam-Titel und 1999 den letzten seiner fünf WM-Titel geholt hat. Drei Siege wie Federer schafften nur vier Kollegen: Ivan Lendl, Ilie Nastase, John McEnroe und Boris Becker.
Mit dem Pokal in der Hand bedankte sich Federer gewohnt artig und schickte eine Liebeserklärung auf die Tribüne, wo wie immer seine Freundin Mirka Vavrinec saß: »Alle Welt behauptet immer, dass ich der Beste bin. Aber ich brauche Mirka, um der Beste zu sein.« In 97 Matches 2006 ging Federer nur fünf Mal als Verlierer vom Platz. Das WM-Finale war der 29. Sieg in Folge.
Für James Blake war die Niederlage leicht zu verschmerzen. Erstens war die Partie bei seiner überraschend erfolgreich verlaufenen ersten WM zu klar, um sich darüber ärgern zu können. Und zweitens durfte sich der 26-Jährige, der nach einem im Training erlittenen Schädelbasisbruch vor dem Karriere-Aus stand, über Platz vier der Weltrangliste freuen.
»Roger ist der Beste der Besten. Nicht nur in dieser Woche hier in China, sondern in der Geschichte dieses Spiels. Ich bin froh und dankbar, ein Kollege von ihm zu sein«, sagte Blake unter dem Jubel der Zuschauer, die ihn trotz der klaren Angelegenheit mächtig angefeuert hatten.

Artikel vom 20.11.2006