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Von Stephan Rechlin

Gütersloher
Wochenschauer

Ein Kaliber wie Wigginghaus


Der Erste Beigeordnete Dr. Klaus Wigginghaus bestimmt selbst, wann er von Bord geht. Mit seinem Antrag auf vorzeitige Beurlaubung nimmt er den von der schwarz-grünen Plattform festgelegten Termin im kommenden Jahres vorweg. Er nimmt damit gleichzeitig in Kauf, dass die für ihn vor einigen Tagen noch so wichtigen Themen wie das Neue Kommunale Finanzmanagement, die Theater-Neubaufinanzierung und die Zukunft des Städtischen Klinikums nun in eine Pleiten-Pech- und Pannen-Phase geraten könnten. Doch wer den Nerv hat, ein komplettes Krankenhaus evakuieren zu lassen, den schrecken auch solch vergleichsweise amüsanten Begleiterscheinungen nicht ab.
CDU und Grüne misstrauen dem Beigeordneten nicht. Sie haben in ihm vielmehr den eigentlichen politischen Kopf der Stadtverwaltung ausgemacht, den Strategen, Strippenzieher und geheimen Steuermann der SPD-Ratsfraktion. Ihm lasten sie das jüngste Fiasko im Finanz- und Kulturausschuss an, als das hartnäckige Nachfragen der Verwaltung die Konzeptionslosigkeit der Union in der Theater-Organisationsfrage offenbarte. Der darauf folgende Wunsch, Wigginghaus einen Begleiter in den Verhandlungen mit Ärzten, Krankenkassen und Klinikpersonal an die Seite zu geben, greift ihn wiederum am derzeit wundesten Punkt an.
In der Krankenhauspolitik hinterlässt Dr. Klaus Wigginghaus ein mittleres Chaos. Vom großen Klinikverbund ist keine Rede mehr, die herbeigezwungene Fusion mit dem evangelischen Krankenhaus Rheda wird das eigene Budget weitaus stärker und länger belasten als angekündigt. Das Ärztehaus steht immer noch nicht, Chefärzte schreiben Brandbriefe, wichtige Führungskräfte verlassen das Haus. Während im Ausschuss auf eine ertragreichere Zukunft verwiesen wird, gehen der Klinik 800 000 Euro verloren, weil Rechnungen nicht rechtzeitig geschrieben wurden - das allein hätte übrigens den Anlass für eine Beurlaubung geboten.
Doch dieses Chaos geht nicht allein auf den Beigeordneten zurück. Die CDU hat die maßgeblichen Beschlüsse, die zu dieser Situation geführt haben, mitgetragen. Der Angriff auf den Ersten Beigeordneten wirft darum auch Fragen an die größte Ratsfraktion auf. Mit der Weigerung, die Amtszeit von Wigginghaus für weitere zwei Jahre zu verlängern, war keine Nominierung eines eigenen, aussichtsreichen Kandidaten verbunden. Weil die CDU niemanden vom Kaliber eines Dr. Klaus Wigginghaus aufzubieten hat, setzt sie nun auf Zermürbung

Artikel vom 18.11.2006