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Sparkonzept trifft Schulen und Vereine

Lindenbad-Pläne: Weniger Leistungsschwimmen, mehr öffentlicher Badebetrieb

Von Klaudia Genuit-Thiessen
Halle (WB). Beim Schwimmverein Halle haben schon die Alarmglocken geschrillt: Durch ein neues »Badegastorientiertes Konzept« fürs Lindenbad sieht sich der SV in seiner Existenz bedroht. Ganz so hart, wie es anfangs schien, wird es die Sportler aber wohl nicht treffen. Seit zwei Tagen steht ein Kompromissvorschlag im Raum.

Im Hintergrund des neuen Konzeptes steht das Lindenbad-Defizit von rund 1,5 Millionen Euro. Und eine drohende Kürzung der Netzentgelte für die Strom- und Gasversorgung. TWO-Geschäftsführer Detlef Wemhöner: »Wenn die Landesregulierungsbehörde uns tatsächlich eine Kürzung zwischen sechs und 25 Prozent aufs Auge drückt, laufen wir Gefahr, dass das Defizit fürs Lindenbad nicht mehr zu tragen ist«. Die TWO als Tochtergesellschaft der Stadt Halle sehe sich darum gezwungen zu einer »verstärkt kundenorientierten, unternehmerischen Fahrweise«.
Im Klartext: Das Lindenbad soll von Mittwoch bis Sonntag ohne Unterbrechung komplett für alle interessierten Badegäste zur Verfügung stehen. Für alle Schulen, die dort einen Teil ihres Sportunterrichts geben, und die Vereine - neben dem Schwimmverein mit seinen rund 450 Mitgliedern noch die ebenso starke DLRG und die Tauchergruppe »Die Flaschengeister« - bliebe das Bad ausschließlich montags und dienstags geöffnet. In diesem Zeitrahmen ließen sich rein rechnerisch auch die Trainingszeiten der Vereinsschwimmer unterbringen, wie Detlef Wemhöner sagte. Das neue Konzept solle vorsichtig geschätzt zehn bis 15 Prozent mehr Badegäste ins Lindenbad holen, insgesamt dann rund 170 000 bis 175 000 pro Jahr.
Die Vereine sehen sich jetzt allerdings »mit dem Rücken an der Wand«, wie SV-Vorsitzender Martin Schumacher im WESTFALEN-BLATT-Gespräch sagte. »Wenn die TWO ihr neues Konzept so umsetzen wie geplant, wird es den SV Halle bald nicht mehr geben.« Denn der SV brauche für seine mindestens zwei Leistungsgruppen dreimal wöchentlich Trainingszeiten im Wasser, sagte er Donnerstag im Anschluss an eine Sitzung des Schul- und Sportausschusses.
In dieser Sitzung hatte Stadtsportverbandsvorsitzender Reinhard Große-Wächter das Thema zur Sprache gebracht. Große-Wächter wandte sich wegen der langfristigen Sicherung des Wassersports an die Politiker: »Auch Schulen sind betroffen, Probleme mit den Umkleideräumen und dem vom SC genutzten Räumen sind absehbar. Logistisch sind zwei Trainingstage, in denen geballt alle Wassersportler im Lindenbad sind, eine ganz enge Kiste, und das betrifft Vereine, die insgesamt weit mehr als 800 Sportler betreuen«.
Über den Stadtsportverband steht jetzt ein Kompromissvorschlag im Raum: An einem oder zwei Abenden könnte eine Bahn für die Leistungsschwimmer abgetrennt werden«. »Das wäre doch ein Ergebnis, mit dem vielleicht alle leben können«, zeigte sich Detlef Wemhöner optimistisch, eine Lösung zu finden.
»Wir sind gern bereit, flexibel zu reagieren«, sieht auch Jörg Schütze, stellvertretender Vorsitzender der DLRG die Zwänge für die TWO. Die DLRG-Gruppe will jetzt mit dem Schwimmverein über ein gemeinsames Konzept nachdenken.Haller Aspekte

Artikel vom 18.11.2006