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Wenn alle Opas mit Enkeln
»up platt küern« wollten

Stammtisch hält niederdeutsche Mundart lebendig

Von Antje Kreft (Text und Fotos)
Borgholzhausen (WB). Seit acht Jahren treffen sie sich regelmäßig am ersten Donnerstag im Monat: die Mitglieder des Plattdeutschen Stammtisches. Denn »platt küern es wieder in«.

Etwa 20 Piumer sind jeden Monat wieder mit dabei, wenn es darum geht, im Haus Hagemeyer-Singenstroth Neuigkeiten aus der Stadt und dem Land auszutauschen - natürlich alles »up platt«. Offiziell als Verein gegründet wurde der Stammtisch am 5. März 1998.
Der Stammtisch ist es auch, der für die stets gut besuchten Aufführungen des Piumer Bauerntheaters zuständig ist. Die Idee zu dieser besonderen Gruppe stammt von Heinz Doht. Beim Besuch des Köhlerfestes im Juni 1993 meinte er, dass auch Borgholzhausener plattdeutsches Theater spielen könnten und keine Gruppe aus dem Nachbarort auftreten müsse. Gedacht, getan: Das Piumer Bauerntheater formierte sich und war jahrelang eine Gruppe im Verkehrsverein Borgholzhausen. »Doch wir haben uns als Theatergruppe nur zu den Proben und Aufführungen gesehen. Das war uns zu wenig. So entstand die Idee mit dem Stammtisch«, erinnert sich Heinz Doht. Seither kommen die Piumer regelmäßig zusammen, um die derbe und selbstbewusste plattdeutsche Sprache zu pflegen.
Vieles, das sich im Plattdeutschen sagen lässt, kann man nicht ohne Weiteres ins Hochdeutsche übernehmen. Auch von Ort zu Ort gibt es Unterschiede. Schon in Hörste oder Versmold wird ein anderes Platt als in Pium gesprochen. Sogar die Enkel von Reinhard Koch, einem Stammtisch-Mitglied, sprechen schon Platt - und das mit fünf Jahren. Seit einem Jahr bringt der Großvater seinen Enkeln, den Zwillingen Jan und Henrik, die plattdeutsche Sprache bei. Mit Erfolg: Beim jüngsten Stammtisch-Treffen trugen die Jungen den Schwank »Malheur, Malheur!« vor. Natürlich auswendig, denn lesen können sie ja noch nicht. Sie ernteten viel Applaus. Über eine Vergrößerung des Stammtischs würde Heinz Doht sich freuen: »Wir wünschen uns Nachwuchs. Sonst gehört die Sprache irgendwann der Vergangenheit an - und das wäre doch schade.«

Artikel vom 17.11.2006