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Mit »Pamir« ging eine Epoche zu Ende

Zweiteiler über den Untergang des stolzen Viermasters im Atlantik startet heute bei Arte

Arte, 20.40 Uhr: Es war die größte deutsche Schiffskatastrophe in der Nachkriegszeit und für damalige Verhältnisse ein riesiges Medienereignis: Am 21. September 1957 ging nach einem Hurrikan im Atlantik das Segelschulschiff »Pamir« unter.

Nur sechs der 86 Besatzungsmitglieder überlebten die Tragödie. 49 Jahre danach zeigen Arte heute und die ARD am 22. und 24. November den zweiteiligen Film »Der Untergang der Pamir« mit hochkarätiger Besetzung über den Untergang des stolzen Viermasters, über den sogar ein Lied komponiert wurde. In den Hauptrollen sind unter der Regie von Kaspar Heidelbach unter anderem Klaus J. Behrendt, Jan Josef Liefers, Dietmar Bär und Herbert Knaup zu sehen.
Der letzte Überlebende, Karl-Otto Dummer, hat den Film gesehen. »Der Film ist schön, die Schauspieler sind Klasse«, sagt der 73-Jährige, der damals Bäcker, Kochsmaat und Proviantverwalter auf der »Pamir« war. »Aber es ist ein Film, es hat mit der Realität absolut nichts zu tun«.
Die Kosten für den Zweiteiler, der in Deutschland, Teneriffa und Malta gedreht wurde, beziffert Produzent Matthias Esche auf fast acht Millionen Euro. Esche war zum Zeitpunkt der »Pamir«-Katastrophe sechs Jahre alt. »Das Ereignis war tief verwurzelt«, blickt er zurück. »An vielen Stellen bin ich sehr gerührt«, sagt Esche zu dem Film, der binnen eineinhalb Jahren gedreht wurde. Esche realisierte den Film für die Firma Polyphon, seit Dezember 2005 ist er Geschäftsführer der Münchner Bavaria Film.
Für Regisseur Heidelbach war der Stoff angesichts der Dramatik des Geschehens und der persönlichen Schicksale der überwiegend noch ganz jungen Männer von vornherein hoch interessant: »Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als eine solche Geschichte zu erzählen«, sagt Heidelbach, der unter anderem für Sat1 den Zweiteiler »Das Wunder von Lengede« drehte. Die Innenaufnahmen zu dem Film wurden in Lübeck auf dem dort liegenden Viermaster »Passat« gedreht, Außenaufnahmen in NRW, Seeszenen vor Teneriffa und der Untergang in einem Wasser-Studio auf Malta.
Klaus J. Behrendt, bekannt als Kölner »Tatort«-Kommissar Max Ballauf, spielt die Hauptrolle des Bootsmanns »Acki« Lüders, der die Katastrophe überlebt, Jan Josef Liefers, in Münster »Tatort«-erprobt, seinen Freund, den 1. Offizier Hans Ewald. Behrendts »Tatort«-Partner Dietmar Bär ist in der Rolle des »Pamir«-Funkers Klaus »Globus« Nissen zu sehen, Herbert Knaup spielt den Kapitän Ludwig Lewerenz. Weitere Mitspieler sind Max Riemelt, Peter Becker und Conrad Waligura.
Mit dem Untergang der »Pamir« ging damals auch eine Epoche der Schifffahrt zu Ende. Für die Frachtsegler dieser Art kam ebenso das Aus wie für die Ausbildungsfahrten der Handelsmarine. Dem Untergang war damals eine Rettungsaktion in bis dato unbekanntem Ausmaß gefolgt, die Bestürzung über das Geschehen war weltweit riesengroß, sogar der Papst kondolierte.

Artikel vom 17.11.2006