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Löw holt Paul Freier zurück

Fußball-Nationalmannschaft: Auch Schneider und Trochowski sagen ab

Nikosia (dpa). Mit größeren Personalsorgen als befürchtet und vielen Warnungen an Bord ist der WM-Dritte Deutschland zur letzten Dienstreise des Jahres zur Götterinsel Zypern aufgebrochen.

Beim Start der Sondermaschine LH 5010 von Frankfurt nach Larnaca fehlten gestern neben dem grippekranken Jens Lehmann auch Routinier Bernd Schneider und Jungstar Piotr Trochowski, deren Verletzungen ein Mitwirken im vierten EM-Qualifikationsspiel nicht zulassen. »Für den Bundestrainer ist das eine schwierige Situation«, erklärte der Manager der deutschen Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff.
Vor allem Stuttgarts Torhüter Timo Hildebrand, der die Nummer 1 von Lehmann übernimmt, wird im »G.S.P.-Stadion« von Nikosia im Fokus stehen. »Ich bin bereit für das Spiel. Es kommt für mich zu einem guten Zeitpunkt, weil ich wieder gut drauf bin«, sagte der Schlussmann des neuen Bundesliga-Spitzenreiters und demonstrierte Selbstbewusstsein: »Wer soll denn sonst spielen.«
Manager Bierhoff weigerte sich nicht nur wegen der Personal- Misere, schon vor der Partie morgen (20 Uhr/ZDF) eine Bilanz des bisher so erfolgreichen WM-Jahres zu ziehen. »Alle freuen sich, dass alles so toll ist. Deshalb ist es gerade jetzt so gefährlich«, betonte Bierhoff auch mit Hinweis auf einige Überbelastungs-Symptome beim Personal von Joachim Löw. Auch Kapitän Michael Ballack, der gegen Zypern sein 75. Länderspiel bestreiten wird, warnte: »Es geht im Fußball ganz schnell, dass man mit einer Niederlage sein Selbstbewusstsein wieder verspielt.«
Der Bundestrainer reagierte auf die Verlängerung der Ausfall-Liste, auf der schon die WM-Kräfte Lukas Podolski, Christoph Metzelder, Tim Borowski, Marcell Jansen und Sebastian Kehl standen, mit der Nachnominierung des Leverkuseners Paul Freier und von Hannovers Torhüter Robert Enke.
»Paul Freier hat in der Vorsaison eine gute Rückrunde gespielt und kennt sich ja schon aus in der Nationalmannschaft«, begründete Bierhoff die Rückhol-Aktion des 27-jährigen Mittelfeldspielers. Das letzte seiner bisher 18 Länderspiele hatte Freier im Februar 2005 beim 2:2 gegen Argentinien absolviert. Ballack sieht Lehmann, Schneider und Podolski zwar als schwer zu ersetzen an, unterstrich aber gleichzeitig: »Das ist beim derzeitigen Zustand der Mannschaft kein Problem.«
Schon jetzt hat die DFB-Elf mit 14 Siegen im Jahr 2006 einen Rekord aufgestellt. Die bisherige Bestmarke stammt noch aus dem Jahr 1935, als damals unter Reichstrainer Otto Nerz bei 17 Spielen 13 Erfolge gelangen. Mit einem »Dreier« gegen Zypern käme die aktuelle Nationalmannschaft auf die beeindruckende Jahresbilanz von 15 Siegen, einem Remis und zwei Niederlagen.
Nur der Weltmeister Italien konnte die deutsche Mannschaft 2006 zweimal bezwingen. Zum Vergleich: Im Jahr der Vize-Weltmeisterschaft 2002 kam das Team unter dem damaligen Chef Rudi Völler auf elf Erfolge, drei Unentschieden und vier Pleiten. Zur Schonung seiner stark beanspruchten Profis strich Löw gestern vor dem Abflug nach Zypern das Training auf dem Platz und bat die Spieler im Hotel zu einem Regenerations-Programm.
Die voraussichtliche Aufstellung: Hildebrand - Fritz, Friedrich, Mertesacker, Lahm - Frings - Schweinsteiger, Ballack, Hitzlsperger - Hanke, Klose

Artikel vom 14.11.2006