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Kaufmann verurteilt:
Betrug mit Pleitefirmen

Bielefelder legt vor Gericht Geständnis ab

Bielefeld (WB/uko). Ein Bielefelder Kaufmann ist gestern wegen der Geschäftsführung insolventer deutscher Firmen unter dem Deckmantel englischer Limited Companys (Ltd) zu 15 Monaten Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Das Amtsgericht Bielefeld befand den Mann des Betruges und der Verstöße gegen das GmbH-Gesetz für schuldig.
Der 44-jährige Thomas U. war 2003 für eine in Bielefeld und im Londoner Stadtteil Kensington residierende »Consulting« tätig geworden. Für mehrere deutsche Firmen, die nach Erkenntnissen der Bielefelder Staatsanwaltschaft bereits zahlungsunfähig oder überschuldet waren, war nicht »unverzüglich« der Insolvenzantrag gestellt worden. Stattdessen erhielten die Unternehmen aus der Reise- und Medienbranche einen Ltd-Mantel nach britischem Recht übergestülpt, der nur bedingt dem deutschen GmbH-Status entspricht. Die ehemaligen deutschen Firmeninhaber bezahlten für »die Wahrung ihres Rufs« jeweils 10 000 Euro. Postwendend wurden die Limited Companys liquidiert. Die Gläubiger in Deutschland indes gingen leer aus. Die Schwerpunktabteilung für Wirtschaftschaftskriminalität der Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelt bereits seit Monaten gegen die Hintermänner, zu denen auch Juristen gehören sollen.
Der Bielefelder Kaufmann, der sich zum Ltd-Geschäftsführer bestellen ließ, legte gestern vor dem Amtsgericht ein umfassendes Geständnis ab. Dabei räumte er auch einen perfiden Betrug ein, dessen Opfer sein Freund wurde: U. vereinnahmte von dem leichtgläubigen Bekannten 200 000 Mark, versprach mit »Bankgarantien« innerhalb weniger Wochen eine Vervierfachung des Betrages. Oberstaatsanwalt Eckhard Baade: »Bankgarantien sind Quark, nichts als dummes Zeug.« - Der Bielefelder nahm das Urteil an.

Artikel vom 14.11.2006