14.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Kalkuliertes Risiko« geht auf

Oberliga: Arminias Abwehrschwächen durch Offensive ausgebügelt

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Sechs Oberligisten streiten derzeit um die Tabellenführung und Arminias Amateure sind sehr gut dabei. Nach dem 13. Spieltag haben sich die »kleinen Blauen« den zweiten Platz zurück erobert. Mit den punktgleichen Teams aus Herne, Verl und Gütersloh (27 Pkt) rangieren sie nur einen Zähler hinter dem Überraschungsprimus SV Lippstadt 08.

Wohin soll der Erfolgsweg des Bielefelder Trainergespannes Dr. Jörg Weber und Armin Perrey nur führen? Sie haben aus dem letztjährigen Fast-Abstiegskandidaten einen echten Aufstiegsanwärter geformt. Ähnlich wie bei den Profis bereitet die offensive Ausrichtung viel Freude. Da nimmt der »Doktor« auch schon mal in Kauf, dass sein Team wie zuletzt bei den Sportfreunden Lotte drei Gegentreffer kassiert. »So lange wie wir vorne unsere Tore schießen, ist doch nichts passiert. Hauptsache wir haben hier in Lotte mit 6:3 gewonnen«, war zumindest für Stürmer Zlatko Janjic die Welt in Ordnung.
Kapitän Pascal Formann sah das defensive Dilemma aus gutem Grund schon etwas anders. Der DSC-Schlussmann war stocksauer, dass er in einigen Aktionen allein gelassen wurde und erstmals drei »Dinger« kassierte. »Das war die bisher schlechteste Saisonleistung unserer Defensive«, schimpfte er und stellte fest: »Jeder lange Ball kam postwendend zurück.« Ins gleiche Horn blies auch der junge Abwehrchef Nils Fischer: »Wir waren auf den Außenpositionen viel zu offen und in der gesamten Abwehr zeitweilig unorganisiert. Deshalb haben wir manchmal die Ordnung verloren.«
Den Schuh mussten sich vor allem die Außenverteidiger Jared Jörgens und Oliver Zech anziehen. Durch das frühe Führungstor von Daniel Scherning und dem schnellen Doppelpack von Pascal Röber zum 3:1 nach nur einer Viertelstunde stürmten sie zu oft nach vorne und wollten sich gern am »Scheibenschießen« beteiligen. Durch Lüttmanns Lupfer zum 2:3-Anschlusstreffer wurden ihre Ausflüge bestraft.
Für mehr Ruhe im Abwehrverbund sorgte Trainer Weber durch die Umstellungen nach gut einer Stunde. Zech rückte in die Innenverteidigung und der eingewechselte Koberstein zeigte mehr defensive Qualitäten als zuvor Rechtsaußen Janis Hoffmann. Von einem Abwehr-Bollwerk war indes nie die Rede. »Jockel« Weber wusste um die Schwächen. Deshalb bot er mit Scherning, Janjic und Röber gleich drei schnelle Spitzen auf, die die Lotter Abwehr ein ums andere Mal auskonterten. »Unsere bisher offensivste Spielweise war ein Risiko, ist aber heute voll aufgegangen«, freute er sich über die sechs Tore. Allerdings gab der DSC-Coach auch zu: »Bei den Treffern zwei und drei haben die Sportfreunde ganz schön mitgeholfen.«
Mit Frederik Kollmeier und Nils-Christian Schmidt saßen zwei defensive Stabilisatoren verletzungsbedingt auf der Tribüne. Voraussichtlich kehren sie schon am kommenden Samstag zum Heimspiel gegen SV Emsdetten in den Kader zurück. »Arminia verfügt in dieser Saison über eine Bombentruppe. Ich habe sie vorher zweimal beobachtet. Dieses Team zählt zur absoluten Spitze«, lobte Lottes Co-Trainer Rainer Weikert den Bielefelder Gegner. Sein »Chef« Klaus Bienemann hatte Sonntag ganz andere Sorgen. Er war mit einer Panne auf der Autobahn liegen geblieben und verpasste die ersten 45 Minuten.

Artikel vom 14.11.2006