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Der Trainer ist der Star

Uwe Krupp führt Eishockey-Team in die Weltklasse

Hannover (dpa). Gardemaß besitzt Uwe Krupp ohnehin. Nach elf Monaten Amtszeit ist der einstige Weltklasse-Verteidiger auch in die Rolle des Eishockey-Bundestrainers hinein gewachsen.

Der fast zwei Meter lange Hüne, zunächst als Interims-Lösung für den glücklosen Greg Poss verpflichtet, erweist sich immer mehr als Glücksfall für den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) und das Auswahlteam. Der Star der Mannschaft ist ihr Coach.
»Uwe Krupp ist ein hervorragender Bundestrainer mit toller Ausstrahlung, die uns allen hilft und als Lokomotive dient«, sagte DEB-Sportdirektor Franz Reindl in Hannover, obwohl mit Rang vier beim Deutschland-Cup der krönende Jahresabschluss nicht ganz gelang. Doch Reindl zog als Maßstab lieber die Situation vor einem Jahr an gleicher Stelle heran. Dort war Krupp als Assistent des einen Monat später zu Adler Mannheim gewechselten Poss erstmals öffentlich beim DEB-Team aufgetreten und musste den letzten Platz miterklären.
»Inzwischen sind wir bei der B-WM wieder aufgestiegen, haben im Sommer hervorragend gearbeitet und die Slowakei geschlagen«, lautete Reindls Fazit dieses Jahres. Ex-Weltmeister Slowakei holte sich in Hannover den Turniersieg. »Uwes Arbeit zahlt sich aus«, stellte auch DEB-Präsident Hans-Ulrich Esken fest. Noch bei den Olympischen Winterspielen in Turin, wo unter dem Strich nur Rang zehn stand, wirkte Krupp so sperrig, wie er einst auf dem Eis für die Kölner Haie und in der nordamerikanischen Profiliga NHL agiert hatte.
Schon während der geglückten B-WM in Frankreich wurde der 41-Jährige lockerer und musste zur Vertragsverlängerung nicht groß überredet werden. Inzwischen tritt er souverän und unverkrampft auf und strahlt dabei eine natürliche Autorität aus, die ihm unpopuläre Entscheidungen leichter macht. So sortierte er unter anderen Torjäger Klaus Kathan vor der B-WM aus.
Krupp gibt gern zu, dass er Geschmack an seinem Job gefunden hat, auch wenn er sagt: »Das ist eine Riesenherausforderung und nicht etwas, das ich aus dem Ärmel schüttele. So lange die Sache vom DEB und von mir aus passt, und so lange die Mannschaft erfolgreich spielt, sollte man weitermachen.« Dass Krupp heute heim nach Atlanta in die USA fliegt, ist längst kein Thema mehr.
Den Spaß und die Motivation, die er selbst hat, kann er offenbar an seine Schützlinge weitergeben. Reichlich Erfahrung kommt dazu. Und auch seine Philosophie erinnert an seinen einstigen Fußball- Trainerkollegen Jürgen Klinsmann: »Wir hoffen, nicht nur mit guten Ergebnissen, sondern auch mit guten Leistungen den einen oder anderen Fan zurückzugewinnen, den wir verloren haben.«
Bei der WM Ende April in Moskau geht es aber in erster Linie um Resultate, was auch Krupp klar ist. Der Klassenerhalt ist dabei nur die Pflicht. Verbandschef Esken gab das zuletzt 2003 erreichte Viertelfinale als großes Ziel aus.

Artikel vom 14.11.2006