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Von Gunnar Feicht

Sport-
Aspekte

Die »Task Force« und die Basis


Die TV-Kameras zeigen Männer, die mit ernster Miene einen Konferenzraum verlassen und kurz darauf mit entschlossenem Blick verkünden, dass sie jetzt hart durchgreifen wollen und mit der Gründung einer »Task Force« alles besser wird. Es musste erst zu schweren Krawallen am Rand von Ober- und Regionalliga-Spielen kommen, damit die breite Öffentlichkeit auch jene Probleme wahrnimmt, mit denen der Deutsche Fußball-Bund, der reichste Sportverband der Welt, seine Basisorganisationen seit Jahren allein gelassen hat.
Plötzlich nehmen auch die Fernsehjournalisten Notiz vom Problem der alltäglichen Gewalt auf Kreisliga-Sportplätzen: Der Bayerische Rundfunk behandelt in seiner Sendung »Blickpunkt Sport« das Thema in einer Diskussionsrunde, der WDR lässt in »Sport im Westen« den Vorsitzenden der Dortmunder Kreisspruchkammer zu Wort kommen. Die Quintessenz dieser Beiträge macht deutlich: Die Problematik hat längst alarmierende Ausmaße angenommen. Dass der Fußballkreis Siegen-Wittgenstein deswegen sogar einen kompletten Spieltag absagen musste, passt ins Bild des Schreckens.
Viele Verbandsgremien in Deutschland haben offenbar zu spät reagiert. Nicht so der Fußballkreis Bielefeld-Halle: Dass Horst-Dieter Knüppel und seine Vorstandskollegen bereits vor einigen Jahren gehandelt haben, mit der Ausbildung von Mediatoren (Vermittlern) auf »Problemvereine« zugegangen sind und so viele Brandherde im Keim ersticken konnten, schlägt sich in positiven Resultaten nieder: Die Zahl der Spruchkammer-Verhandlungen ist hierzulande deutlich zurückgegangen, etliche Streitfälle kommen gar nicht vors »Sportgericht«, weil sie im vertraulichen Gespräch mit den Schlichtern geklärt werden können.
Aber natürlich leben die heimischen Kicker nicht auf einer Insel der Seligen. Die schlechten Beispiele der Profis auf dem Fernsehschirm, die gewachsene Gewaltbereitschaft als gesellschaftliches Problem, übertriebener Ehrgeiz, der gerade im Jugendbereich viel Schaden anrichtet - das sind Einflüsse, die sich Wochenende für Wochenende auf den Spielfeldern widerspiegeln. »Wir wollen noch intensiver auf die Vereine zugehen, um Fair play zu fördern, müssen weitere Überzeugungsarbeit leisten, damit der Respekt vor Schiedsrichtern, Gegenspielern, anderen Nationalitäten in den Vordergrund rückt und negative Emotionen vermieden werden«, sagt Hans-Günter Mrkwa vom Fußballkreis.
Dabei brauchen die Verantwortlichen die Unterstützung der Vereine, dabei würden aber auch gezielt eingesetzte Mittel aus den vollen Kassen des DFB weiterhelfen. Es wird interessant sein zu beobachten, ob die »Task Force« auch an die Basis denkt...

Artikel vom 11.11.2006