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Der Champagner unter den Teesorten

Kleines Teeseminar mit Eva Rückwarth: Was Darjeeling von Assam oder Cylon unterscheidet

Von Dunja Henkenjohann
Werther (WB). Dass in Ostfriesland kein Tee wächst, ist bekannt. Ebenso wenig in England. Doch warum gelten Ostfriesen und Engländer als die Teetrinker schlechthin? Und warum haben sie ihre »eigenen« Teesorten? Eva Rückwarth vom Ökumenischen Eine-Welt-Kreis hat für das WESTFALEN-BLATT einige Geheimnisse rund um das Heißgetränk gelüftet.

Wenn der Eine-Welt-Kreis an diesem Wochenende wieder zum Basar für den fairen Handel einlädt, gehört der Tee fest ins Programm. Mehr als 20 Sorten bietet das Team um Eva Rückwarth an - schwarze und grüne Tees, aromatisierte Tees, Früchte- und Rotbuschtee oder - passend zur Jahreszeit - Tees mit winterlicher Note.
Doch die Frauen des Eine-Welt-Kreises verkaufen den Tee nicht nur - so vor allem mittwochs von 15 bis 18 Uhr im Eine-Welt-Laden im Lesecafé der Stadtbibliothek. Sie bieten auch Teeseminare an. Auf Einladung der unterschiedlichsten Gruppen erklären sie, woher der Tee kommt, wie er verarbeitet und am besten zubereitet wird - immer mit Blick auf den fairen Handel.
»Die Ostfriesentee-Mischung ist eine besonders kräftige Zusammenstellung indischer Teesorten«, erklärt Eva Rückwarth, warum die Teetrinker aus dem hohen Norden ihre »eigene« Sorte haben. Diese eigne sich besonders gut für den Genuss mit Kandis und Milch.
Der Teekenner unterscheidet hauptsächlich zwischen drei nach ihren Anbaugebieten benannten Teesorten: Assam, Cylon und Darjeeling. Der nordindische Assam stammt aus dem größten Anbaugebiet der Welt und ist ein typischer Hochlandtee mit kräftigem Aroma. Der herb-kräftige Cylon stammt aus Sri Lanka.
»Der Darjeeling ist der Champagner unter den Tees«, sagt Eva Rückwarth. Besonders die kleinen Blätter des »First Flush«, der erste Pflückung der Saison, seien sehr leicht im Geschmack. »Die Größe der Blätter hat lediglich etwas mit der Ergiebigkeit zu tun, aber nichts mit der Qualität«, betont die Wertheraner Teeexpertin. Den Darjeeling mit den weißen Blätterspitzen des Frühjahrs mit Milch oder Zucker zu trinken - das sei fast schon eine Sünde.
Eine Cylon-Teesorte ist der »Broken Orange Pekoe«. Die Blätter sind kleiner gebrochen und etwas dunkler. »Doch mit Orangenaroma hat der Tee nichts zu tun«, schmunzelt Eva Rückwarth und erklärt, dass die Holländer diesen Tee nach Europa gebracht hätten. Übrigens, im Eine-Welt-Laden ist »Cylon Lemon Honey«, ein schwarzer Tee aromatisiert mit Limone und Honig, derzeit der Renner.
Hat grüner Tee grüne Blätter und schwarzer Tee schwarze? »Nein«, erklärt Eva Rückwarth. Grüntee ist auch schwarzer Tee. »Allerdings werden beim Grüntee die Blätter nicht oder kaum fermentiert.«
Der immer beliebter werdende Rotbuschtee ist ein Kräutertee aus Afrika. »Er kann auch gut am Abend oder von Kindern getrunken werden, weil er weder Teein noch Koffein hat«, erklärt die Begründerin des Eine-Welt-Kreises. Die Ernte des Tees, der an Sträuchern in Südafrika wächst, sei ein wertvolles Zusatzeinkommen für die Kleinbauern. Rotbuschtee habe viel Vitamin C, Kalium und Kalzium. Im Eine-Welt-Laden gibt es ihn pur oder mit Aromen wie Karamell, Zitronengras oder als Kindertee.

Artikel vom 11.11.2006