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Las Palmas putzt sich heraus

Die größte Stadt der Kanaren ist als Urlaubsziel noch interessanter geworden

Von Thomas Albertsen
Kanarische Inseln - wer denkt da nicht an Sonne und Strand, schroffe Küsten und vulkanisch geprägte Berglandlandschaften? Jetzt schickt sich Las Palmas, die Hauptstadt von Gran Canaria, an, als Ziel von Städtereisen mit Sevilla, Madrid, Barcelona oder Granada zu konkurrieren.

Die historische Bausubstanz der größten Stadt auf der Nordafrika vorgelagerten Inselgruppe wird auf Vordermann gebracht. Nachdem schon die Altstadt rund um die Kathedrale und das Kolumbus-Haus saniert wurden, sind nun die übrigen Straßen des historischen Zentrums an der Reihe.
Der touristisch wertvolle Stadtkern wurde auch verkehrstechnisch entlastet. Neben dem Tunnel, der die ehemals einzige Verbindungsstraße zwischen Süden und Norden, den Paseo Marítimo, mit der Nordautobahn verbindet, sorgt seit 2004 die neue Umgehungsstraße dafür, dass der Durchgangsverkehr an Las Palmas vorbeiführt.
Das Rathaus präsentiert sich derzeit eingerüstet, viele verfallene Häuser tragen auf einmal Bauschilder - und in so manchem alten Bau kehrt auf einmal junges Leben ein. Da ist Maria, die einen kleinen Laden für afrikanische und asiatische Antiquitäten führt. Himer hat eine Boutique eröffnet und verkauft einen ausgefallen Mix folkloristischer und design-orientierter Mode. Jorge freilich schaut etwas brummig drein. Der Besitzer eines kleinen Cafés weiß nicht recht mit der Situation umzugehen. Da sind auf einmal die vielen Fremden, die auf einen Cortado hereinschauen - und jene Plätze besetzen, auf denen früher die Männer aus den umliegenden Straßen palaverten und Neuigkeiten austauschten.
Im Februar versinkt die Stadt alljährlich in einem wochenlangen Karnevalstaumel, der »Carnaval« wird mit großem Aufwand gefeiert. Auch auf diesem Gebiet macht sich eine gewisse Konkurrenz zwischen Las Palmas und Santa Cruz de Tenerife, der Hauptstadt der Nachbarinsel Teneriffa, bemerkbar.
Las Palmas entwickelt sich zu einer Stadt mit echter Lebensqualität. Schicke Villenviertel ziehen sich die Berge hoch, lassen den Blick über den Hafen oder den Strand von Canteras schweifen. Die Grünanlagen, früher eher lieblos gestaltet und vernachlässigt, präsentieren sich picobello und mit dem ganzen Reichtum blühender Pflanzen. Klar, dass Bougainvillea, Hibiscus und Trompetenblumen eine ideale Ergänzung zu Drachenbäumen und Palmen bilden. Aber es gibt auch Stadtviertel, in denen noch große Armut und damit verbundene Kriminalität regieren. Dorthin sollten sich Touristen keinesfalls verirren.
Die Avenida Maritima del Norte ist nicht alleine den Autos vorbehalten, auch wenn die breite Promenade zwischen der Schnellstraße und dem Hafen unter dem Verkehrslärm leidet. Immerhin besitzt Las Palmas de Gran Canaria den zweitgrößten Atlantikhafen der Welt. Aber Skateboardfahrer, Jogger und Rollerblader lieben den mehr alls fünf Kilometer langen Boulevard.
Las Palmas hat sich auch bei Liebhabern anspruchsvoller Kultur einen Namen gemacht. Im Auditorio Alfredo Kraus gastieren die Weltstars der Klassik, im »Centro Atlantico de Arte Moderno« haben die Jungen Wilden der Bildenden Kunst ihr Zuhause - und dürfen nach Herzenslust provozieren.
Der Canteras-Strand ist nicht mehr fest in der Hand der Einheimischen. Wem die Welt der Ferienhotels im Süden rund um die Playa del Inglés zu steril ist, der findet dort das pralle Leben. Gerade junge Leute, die mit dem Billigflieger anreisen, quartieren sich gerne in preiswerte Hostals ein und bevölkern den Strand. Von dort aus ist es nicht weit zu trendigen Boutiquen und netten Res-taurants, die die Reisekasse schonen.

Artikel vom 14.11.2006