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Schlaue Mädchen schauen wenig fern

Medienkonsum der Kinder dosieren: Schulsozialarbeiter Wilhelm Mesker warnt vor Gefahren

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Wenn Sie ihr Kind schlau machen wollen, dann verhindern Sie Fernseher und Spielkonsole in seinem Zimmer: So lautet - überspitzt - ein Appell des Steinhagener Schulsozialarbeiters Wilhelm Mesker an Eltern. Denn tatsächlich hängen Nutzungszeiten von TV und PC und schulischer Erfolg zusammen.

»Man kann die Bildungschancen seines Kindes erhöhen, indem man ihm möglichst wenig Medienkonsum gestattet«, sagt der 44-Jährige, der seit 1999 als Schulsozialarbeiter am Schulzentrum tätig ist. Das Thema liegt ihm besonders am Herzen: Um vor den Gefahren eines übermäßigen und unkontrollierten Medienkonsums zu warnen, hält er Referate bei Elternabenden schon in den Kitas und den Grundschulen. »Die Kinder leben in ihrer eigenen Welt, das reale Leben läuft an ihnen vorbei in einer wichtigen Entwicklungsphase«, sagt er. In einem Elternbrief rät er, Fernseh- und Computerzeiten zu begrenzen und gemeinsam altersgemäße Filme und Spiele auszusuchen. Sinnvoll sei es, Fernsehen erst nach den Hausaufgaben und niemals morgens vor der Schule zu erlauben, »da die Bildervielfalt die Konzentrationsfähigkeit von Kindern beeinträchtigt«.
Mesker spricht vom »Flow«-Erlebnis, dem völligen Aufgehen in einer Beschäftigung. Das gilt besonders bei Computerspielen: »Sie sind so konzipiert, dass sie den Nutzer sehr stark fordern. Das, was sie morgens in der Schule gelernt haben, vergessen die Kinder einfach. Es wird wieder gelöscht durch das sehr intensive Erlebnis des Computerspiels.« Eine weitere Gefahr sind die Bahnungseffekte - Stichwort: Gewalt. Wer am Computer lernt, dass die Lösung eines Konflikts im Kampf liegt, der wählt auch im Alltag eher die aggressive Form der Auseinandersetzung - der kennt mitunter auch keine andere. Wilhelm Mesker sieht das jeden Tag wieder bei seiner Arbeit bestätigt.
Fatalerweise verbringen Jungen viel mehr Zeit vor dem Fernseher und spielen erheblich häufiger und länger am Computer als Mädchen. Die Folgen zeigen sich in den Schulformen und Bildungsabschlüssen. »Mädchen bringen bessere Leistungen. Jungen bleiben hinter Mädchen und auch hinter ihren eigenen Möglichkeiten zurück«, sagt der Schulsozialarbeiter ganz deutlich: So ist der Anteil an Jungen an der Hauptschule sehr viel höher - mit 3:2 beziffert Mesker das Verhältnis. Und wiederum mehr Mädchen als Jungen erreichen etwa die höher qualifizierte Klasse 10 B.

Artikel vom 11.11.2006