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Endlich eine »Versmold-Wurst«

Firma Nölke entwarf den kulinarischen Identitätsstifter mit Stadt-Emblem

Versmold (mapu). Als Nölke-Geschäftsführer Ralf Diesing gestern Morgen verheißungsvoll das Messer zückt und hauchzarte Scheiben von einer Wurst schneidet, beschert er der Stadt Versmold einen historischen Moment. Was sich in den folgenden Sekunden aromatisch auf den Gaumen der Anwesenden ausbreitet, ist der Geschmack der ersten offiziellen »Versmold-Wurst«.

Bürgermeister Thorsten Klute ist die Freude bei der Geburtsstunde dieses kulinarischen Image-Boten förmlich anzusehen. »Schließlich stand ein solches Produkt in unserer Stadtmarketing-Agenda ganz weit oben«, hält auch Klute die Einführung eines Identitätsstifters, der die Bedeutsamkeit der Fleischindustrie in Versmold veranschaulicht, für längst überfällig.
Um den lokalen Charakter Versmolds mit einer westfälischen Wurstspezialität wiederzugeben, wählte die Stadt nach der Ausschreibung vor rund einem Jahr die Firma Nölke unter mehreren Bewerbern aus. »Nölke hat uns einfach ein klasse Angebot gemacht«, lobt Stadtmarketingbeauftragter Richard Sautmann die Kreation des Fleischherstellers mit Sitz in der Ziegeleistraße.
Geschäftsführer Ralf Diesing erklärt, die Nölke-Designer hätten bei der Entwicklung besonders großen Wert darauf gelegt, den Bezug zur Tradition herzustellen: »Die ÝVersmold-WurstÜ ist ein Bekenntnis unserer Firma zum langjährigen Standort.« Aus diesem Grund wird sie auch unter der Marke »Menzefricke« vertrieben, deren Ursprünge bis ins Jahr 1898 zurückgehen.
Ebenfalls typisch westfälisch fällt die geschmackliche Komposition aus: »Es ist eine mittelfein gekörnte, sehr milde Mettwurst, die traditionell im Leinendarm gefasst ist«, beschreibt Diesing das Produkt, das durch ein zartes Bissgefühl und eine bekömmliche Note eine breite Bevölkerungsschicht ansprechen dürfte.
Trotzdem solle die 500 Gramm schwere »Versmold-Wurst« ihrem Namen alle Ehre machen und nicht außerhalb der Stadtgrenzen erwerben sein. »Sie soll etwas Besonderes für Versmolder bleiben«, kündigt Diesing an, die Wurst von heute an ausschließlich im firmeneigenen Nölke-Shop zu verkaufen. Zudem erhält künftig jeder Neubürger ein Exemplar als Begrüßungsgeschenk. Aus wirtschaftlicher Sicht sei die »Versmold-Wurst« daher für die Firma Nölke alles andere als profitabel. »Aber darum geht es auch nicht. Diese Heimatwurst ist für uns einfach eine Herzensangelegenheit und wir sind dankbar, dass wir sie entwerfen durften«, liegt Ralf Diesing viel daran, die Exklusivität dieses Leckerbissens für die Versmolder zu wahren.
Eine Ausnahme bei der lokalen Vertriebsphilosophie macht lediglich Thorsten Klute, wenn er sich auf Amtsreise befindet, um die Stadt zu repräsentieren. Diesbezüglich feiert die Wurst bereits am Wochenende ihre Premiere. Wenn Klute am Samstag auf der Jahrestagung der deutsch-polnischen Gesellschaft in Berlin ein Podiumsgespräch moderiert, wird er wohl auch der früheren Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, die heuer als Präsidentin des deutschen Poleninstituts amtiert, eine Wurst überreichen.

Artikel vom 10.11.2006