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Serie von Pannen im Fall Stephanie

Stephanie wurde wochenlang geschändet. Fotos: dpa

Dresden (dpa). Die heute 14-jährige Stephanie war Anfang des Jahres fünfeinhalb Wochen in der Gewalt eines vorbestraften Sexualtäters. Bei den Ermittlungen, der Befreiung des Mädchens, im Gericht und während der Untersuchungshaft gab es viele Pannen:
11. Januar: Stephanie wird auf dem Weg zur Schule in ein Auto gezerrt und verschleppt. Erst als die »normale Suche« im Umfeld der Familie und bundesweit ergebnislos bleibt, startet die systematische Überprüfung.
Nach drei Wochen löst die Polizei die Recherche nach einschlägig bekannten Straftätern im Wohnumfeld von Stephanies Familie aus, die Computerabfrage läuft fehlerhaft: Fälle aus den Jahren 2002 wurden nicht unter dem Suchwort »Sexualstraftaten« sondern unter »sexuell motivierte Straftaten« gespeichert. Mario M. war 1999 wegen Kindesmissbrauchs zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt worden.
Das Computersystem führt Mario M. unter einer alten Adresse. Er wohnt nur drei Straßen von Stephanies Heim entfernt.
15. Februar: Bei der Befreiung der Gymnasiastin aus der Wohnung von Mario M. verzichtet die Polizei auf ein Spezialkommando, fordert den Schlüsseldienst an.
28. Februar: Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) räumt Fehler bei der Polizeirecherche ein.
6. November: Im Prozess vor der Großen Strafkammer im Landgericht springt Mario M. bei der Anklageverlesung plötzlich auf. Sechs Beamte können ihn nur mit Mühe bändigen und ihm Handschellen anlegen. Später legt er in nicht öffentlicher Verhandlung ein Geständnis ab.
8. November: Während des Hofgangs am frühen Morgen entwischt Mario M. seinen Bewachern, überwindet eine Mauer und klettert auf das Dach eines Hafthauses in der Justizvollzugsanstalt. Er gibt erst nach knapp 20 Stunden am nächsten Morgen auf.

Artikel vom 10.11.2006