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»Dürfen die Opfer nie vergessen«

Gedenkmarsch: 60 Versmolder erinnerten sich an die Reichspogromnacht

Versmold (mapu). »Gedenken heißt immer auch Erinnern. Wir sind es den Opfern schuldig, sie und ihre Leiden niemals zu vergessen.« 60 Versmolder nahmen sich dieses Zitat von Paul Spiegel zu Herzen und beteiligten sich gestern am Gedenkmarsch anlässlich der Ereignisse der Reichspogromnacht vom 9. November 1938.
Es war der erste Gedenkmarsch nach dem Tod des früheren Präsidenten des Zentralrats der Juden, der im Jahr 2000 noch den Gedenkstein vor dem Rathaus eingeweiht hatte. Doch nicht nur aus diesem Grund wurde die nachdenkliche Zusammenkunft eine ganz besondere: Auffällig viele junge Menschen gaben dem Tross ein völlig neues Gesicht.
»Wir sind zusammen gekommen, um uns zu erinnern mit dem Ziel, eine Wiederholung dieser Ereignisse zu verhindern. Ich freue mich ganz besonders, dass in diesem Jahr so viele Jugendliche erschienen sind«, zeigte sich Bürgermeister Thorsten Klute gerührt. Daran hatte auch die Klasse 10a/b der Hauptschule ihren Anteil, die zwar mit ihrer Lehrerin Anke Venohr bereits im Vorjahr mitmarschierte, aber erstmals durch Schüler-Reden den Gedenkmarsch aktiv mitgestaltete.
Nachdem der Gedenkmarsch am Standort der einstigen Synagoge angekommen waren, erinnerten die Redner an die Schreckensbilanz der Reichspogromnacht. Die offizielle Bilanz des Nazi-Terrrors gegen jüdische Bürger in der Nacht des 9. November 1938, lasen die Schüler vor, lautete: 400 Tote, 1406 zerstörte Gotteshäuser und 7500 verwüstete Geschäfte. Anschließend nannten sie spontane Aussagen befragter Mitschüler zu den mörderischen Geschehnissen vor 68 Jahren wie »Ich verstehe nicht, wie Menschen das mit Menschen machen können«, »Ich kann nicht verstehen, wie es überhaupt dazu gekommen ist« oder »Als ich das gehört habe, lief mir ein Schauer über den ganzen Rücken«.
Bevor die Menschen ihre Kerzen vor dem Gedenkstein platzierten, fasste eine Schülerin die Gedanken ihrer Klassenkameraden in einem Schlusswort zusammen: »Antisemitisch, rassistisch oder religiös begründete Vorurteile bestehen auch heute noch in vielen Ländern dieser Welt. Man muss sie bekämpfen und damit aktiv die Menschenrechte schützen.« Dass sie ihre Worte auch in die Tat umsetzen, beweisen die Schüler mit ihrer Beteiligung an der Ausstellung »Verfolgung und Verwaltung«, die im Anschluss an den Gedenkmarsch eröffnet wurde.
Einen ausführlichen Bericht über die Ausstellung lesen Sie in der morgigen Ausgabe.

Artikel vom 10.11.2006