10.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Todesangst: »Ich dachte, jetzt ist alles aus«

Steinhagener Ehepaare erleben Erdbeben auf Hawaii

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Wenn der Silberhochzeitstag gleich mit einem schweren Erdbeben beginnt, dann dürfte ein Paar für die nächsten Jahrzehnte eigentlich durch nichts mehr zu erschüttern sein. Es sollte ein schöner Tag werden - doch es waren angstvolle Stunden, die die Steinhagener Monika und Georg Lewanzik am 15. Oktober auf Hawaii auszustehen hatten.

Gemeinsam mit den Freunden Ulrike und Udo Koch aus Brockhagen war das Paar nach Big Island gereist, um dem Trubel um ihr Ehejubiläum daheim zu entfliehen und um sich - selbst erfolgreiche Langstreckenläufer - den berühmten »Ironmen« anzusehen. Nach ihrer Rückkehr nach Steinhagen erstatteten die Kochs jetzt dem WESTFALEN-BLATT Bericht über ihre aufregende Reise.
»Wir hatten Todesangst«, sagt Ulrike Koch. Nicht weiter als 20 Meilen von den Epizentren der beiden schweren Erdbeben entfernt lag das Hotel in Kona. Sechs Tage hatten sie bereits einen tollen Urlaub auf der größten der Hawaii-Inseln verbracht und hatten als interessierte Zaungäste ganz hautnah dem Training der »Ironmen« auf den Schwimm-, Lauf- und Fahrradstrecken zugesehen und waren selbst natürlich auch gelaufen.
Am Sonntagmorgen dann, die vier Freunde waren bei einem Kaffee noch auf dem Zimmer, bebte die Erde: das erste Mal um 7.04 Uhr. 6,6 auf der Richterskala. Der Kaffee flog förmlich aus der Tasse, Monika und Georg Lewanzik liefen in Panik die Treppen aus dem vierten Stock hinunter ins Freie. Ulrike Koch dagegen war wie erstarrt, konnte sich nicht mehr rühren: »Man hat ja häufiger mal Angst. Aber in diesen Zehntelsekunden habe ich gedacht: Jetzt ist es aus.«
So war sie noch im Zimmer, als um 7.14 Uhr das zweite Beben kam. Das richtete ebenso wie das erste glücklicherweise keine großen Schäden an. Aber es lag natürlich eine seltsame Stimmung über Hotel und Insel. »Man glaubte immer noch, ein Zittern der Erde zu spüren«, so Ulrike Koch. Auf dem Wasser fühlte sie sich dagegen erstaunlich sicher, berichtet die Brockhagenerin. Denn an der geplanten Bootstour zum Schnorcheln, dem Geschenk für das Silberpaar, hielten die vier Freunde fest, nachdem feststand, dass kein Tsunami drohte.
Nachmittags ließ die Anspannung dann auch tatsächlich ein wenig nach. Doch die Unsicherheit blieb: Monika Lewanzik kehrte nur für Minuten ins Hotel zurück, um in fliegender Hast die Koffer zu packen, verbrachte die Nacht aber unter freiem Himmel.
Nur gut, dass für den nächsten Tag ohnehin die Weiterreise nach Kauai, die nördlichste der Hawaii-Inseln, geplant war. Eigentlich hatte sich Udo Koch schon geärgert, dass sie nicht bis zur Austragung des Ironmen bleiben konnten. Die Reise war längst gebucht, als sich dessen Termin noch einmal verschoben hatte. Doch so ließen die Steinhagener Big Island eher erleichtert hinter sich und genossen die Ruhe und Natur in den Canyons von Kauai. Das war wunderschön, sagen die Kochs - und eine wahre Wohltat nach der Aufregung und Angst.

Artikel vom 10.11.2006