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Zu wenig Jobs
für Hilfsarbeiter

Steinhagens Arbeitsmarkt ist »träge«

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). Die Konjunktur brummt, und auch auf dem Arbeitsmarkt tut sich Einiges. Im Oktober sank die Arbeitslosenquote im Kreis Gütersloh im Vergleich zum Vorjahresmonat um satte 24 Prozent. Doch Steinhagen schert mit einer Verbesserung um »nur« 15,6 Prozent hier nach unten aus. Was sind die Gründe?

»Es gibt in Steinhagen besonders viele Pendler«, verweist Christian Jacek von der Bielefelder Agentur für Arbeit auf die enge Verflechtung des Arbeitsmarktes des ostwestfälischen Oberzentrums mit der Nachbargemeinde. Deshalb sei auch die Situation in Werther - mit dem im Kreisgebiet am niedrigsten Arbeitslosen-Rückgang von 11,5 Prozent - vergleichbar.
805 Menschen waren im Oktober 2006 in Steinhagen arbeitslos gemeldet, im Oktober des Vorjahres waren es noch 149 (eben 15,6 Prozent) mehr. Vom Höchststand im Februar 2005 mit 1080 ging die Zahl der Arbeitslosen in der Gemeinde dann aber kontinuierlich zurück. Vielleicht in nicht so großen Schritten wie in anderen Gemeinde des Kreises, dafür sei sie aber auch zuvor nicht so rasch wie dort gestiegen, erläutert Jacek die langfristige Entwicklung.
Interessant ist besonders ein Detail: Während in Steinhagen der Rückgang bei den Arbeitslosengeld-Empfängern, also Kurzzeit-Arbeitslosen, mit 21,3 Prozent im Durchschnittsbereich liegt, ist gerade die Verbesserung bei den langzeitarbeitslosen Hartz-IV-Empfängern zum Oktober 2005 mit 10,1 Prozent geringer. »Warum das so eklatant ist, wissen wir selbst nicht so genau«, sagt Eckhard Lohmann, Fallmanager der GT aktiv GmbH im Steinhagener Rathaus. Gründe sieht auch er in der Nähe zu Bielefeld, zudem im Fehlen von Stellen für Hilfsarbeiter. »Viele unserer Klienten müssen wir erst arbeitsfähig machen«, spricht er die Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit oder fehlenden Schulabschlüssen an. Kooperationspartner für jugendliche Arbeitslose, die Lohmann betreut, seien vor allem die kleinen und mittleren Handwerksbetriebe, leider weniger die großen Betriebe.
»Auch Menschen, die in Fördermaßnahmen oder Ein-Euro-Jobs stecken, gelten als nicht arbeitslos«, sagt Fred Kupczyk, Geschäftsführer der GT aktiv GmbH. Laufe etwa ein Qualifizierungslehrgang in einer kleinen Kommune aus, kommen dann plötzlich 20 Teilnehmer wieder in die Statistik und beeinflussen das Bild.
Gleichwohl seien Unterschiede zwischen den Kommunen nicht allein eine Sache der Statistik. Erweitert sich etwa ein größerer Betrieb, dann werden schon mal 100 Arbeitslose auf einen Schlag vermittelt - wie in Verl geschehen, wo die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vorjahr um sage und schreibe 40,4 Prozent gesunken ist. Außerdem, so Kupczyk, laufe die Vermittlung personenbezogen. Einem geeigneten Bewerber aus Halle werde also auch ein Job in Steinhagen angeboten.
Fred Kupczyk ist aber insgesamt optimistisch, dass die GT aktiv GmbH in 2006 doch voraussichtlich 4000 Menschen in sozialversicherungspflichtige Arbeit vermitteln könne, 400 mehr als anvisiert. Kupczyk: »Wir können jetzt Menschen, die arbeistlos werden, sofort ein Angebot machen.«

Artikel vom 10.11.2006