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Lojewski trifft zum ersten Mal Lojewski

Journalist liest vor ausverkauftem Haus und beantwortet schlagfertig Publikumsfragen

Versmold (Felix). Dass er bis zum Januar 2003 der »Herr der Nachrichten« gewesen ist, war den Versmoldern nicht neu. Seine Leidenschaft für das Windsurfen vielleicht schon eher. Dass Wolf von Lojewski bei seiner Lesung im Autohaus Nagel am Dienstagabend aber auch auf einen Nach-Namensvetter traf, dürfte den meisten der 280 Besucher sogar gänzlich verborgen geblieben sein.

Denn am Rande der Versmolder Lesung begegnete der Journalist Wolf von Lojewski zum allerersten Mal dem Geschäftsführer der Stadtwerke Gütersloh, Dr. Dirk von Lojewski und dessen Ehefrau Johanna. »Wir sind um zig Ecken miteinander verwandt. Sicher ist aber, dass sich schon unsere Väter, beide Journalisten, kannten«, erzählt der Gütersloher im Gespräch mit dem VERSMOLDER ANZEIGER. Und fügt schmunzelnd hinzu: »Mein Bruder Günther ist ebenfalls Journalist und war vor Wolf von Lojewski bereits Chef der Nachrichtenredaktion des ZDF«. Der Name verpflichtet?
Im dunkelgrünen Wolljacket präsentierte sich der 69-jährige Journalist und Jurist, viel kleiner und zierlicher wirkend als im Fernsehen, auf dem Podium. Von hier aus zelebrierte er, eingeladen von der Buchhandlung Krüger und der Stadtbibliothek, eine der insgesamt nur zwölf Lesungen seines neuesten, des inzwischen fünften Buches, »Der schöne Schein der Wahrheit«.
Groß war das Interesse an dem, was von Lojewski zu berichten hatte über die beiden Gruppen von Menschen - Journalisten und Politiker - von denen er selber meint, dass »sie sich brauchen, aber nicht unbedingt mögen«. Für die Einen sei es wichtig, sich um ein Vertrauensverhältnis zu den Anderen zu bemühen, um Kontakte und, letztlich, Informationen zu bekommen. Den Anderen wiederum seien die Einen »Schlüsselwärter zur Bedeutsamkeit«. »Die Spielregeln haben sich in den letzten Jahren aber sehr zu Gunsten meines Berufsstandes verschoben«, schmunzelte Wolf von Lojewski und seinen Worten folgte, wie so oft am Dienstagabend, heiteres Lachen im Zuschauerraum.
In vier Teile untergliederte der langjährige und erfahrene Journalist seine Lesung, trug nach seinen einleitenden Worten zwei der kürzeren Kapitel seines neuesten Buches vor, erzählte dabei von Berichterstattungen über Konrad Adenauer und dem Publikumsgeschmack, den die Medien nur zu befriedigen versuchten. »Wenn wir ab morgen nur noch Opern und Gottesdienste sehen wollen würden, würden Opern und Gottesdienste gesendet«.
»Es wäre falsch, wenn wir uns moralisch nachtragend verhalten würden«, gab er in der abschließenden Frage-Runde kund, dass ihn die aktuelle Beliebtheit des Alt-Bundeskanzlers mit der ruhigen Hand weder verwundere noch ärgere. Seine emotionalste Meldung in der »heute-journal«-Zeit? »Ganz sicher die Moderation am 11. September 2001«. Und gut erinnerte er sich an den im Live-Interview »tobenden« Wolfgang Schäuble, zu der Geldannahme in Sachen Lobbyist Schreiber befragt.

Artikel vom 09.11.2006