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Zur Rente reicht es
erst mit 75

Statistiker: Bevölkerung schrumpft

Berlin (dpa). Im Jahr 2050 wird es in Deutschland doppelt so viele 60-Jährige geben wie Neugeborene. Statistikern zufolge müssten die Deutschen dann rechnerisch bis zum 75. Lebensjahr arbeiten.

Zugleich wird die Bevölkerung von heute 82,4 Millionen auf knapp 69 bis 74 Millionen schrumpfen. »Die Bevölkerungspyramide wird sich bis 2050 umgekehrt haben«, sagte der Vizepräsident des Statistischen Bundesamtes, Walter Radermacher.
Die von ihm präsentierten Zahlen bestätigen die bisher schon erkennbaren langfristigen Trends des demographischen Wandels - mit gravierenden Folgen für die Sozialsysteme. Derzeit kommen auf 100 Deutsche im Erwerbsalter zwischen 20 bis 65 Jahren 32 Rentner. Wollte man dieses Verhältnis bis ins Jahr 2050 bewahren, so müsste man nach den Worten von Radermacher das Renteneintrittsalter »rein rechnerisch« auf 74 bis 75 Jahre erhöhen.
Für Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) zwingt die Alterung der Gesellschaft »zu grundlegenden Anpassungen in Wirtschaft und Gesellschaft«, damit die Sozialsysteme finanzierbar bleiben. Er verwies dazu auf den Regierungsplan, das Rentenalter langfristig auf 67 Jahre anzuheben. Schäuble: »Immer länger leben ohne länger zu arbeiten - diese Rechnung geht nicht auf.«
Die seit 2003 schrumpfende Einwohnerzahl in Deutschland ist nach Erkenntnissen der Statistiker nicht mehr aufzuhalten - der Rückgang ist selbst durch eine höhere Geburtenrate pro Frau (derzeit 1,4 Kinder) und einen dauerhaften Zuwanderungsüberschuss bestenfalls abzumildern.
Als Grund für den Bevölkerungsschwund nannte Radermacher das weiter ansteigende jährliche Geburtendefizit. Im vergangenen Jahr waren 144 000 mehr Menschen gestorben als auf die Welt gekommen. Diese Differenz droht auf voraussichtlich 600 000 im Jahr 2050 anzusteigen. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung wird dem Bericht zufolge von heute 42 Jahre bis 2050 auf 50 Jahre steigen. Zugleich wird es erheblich weniger Menschen im Erwerbsalter geben: heute sind es 50 Millionen, für 2050 werden gut 39 Millionen erwartet - vorausgesetzt, dass es bis dahin einen Zuwanderungsüberschuss von jährlich 200 000 Menschen gibt. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 08.11.2006