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Der SportsteckbriefWie im Märchen: Noch vor einem Jahr krebsten die Handball-Frauen von Union 92 Halle im Tabellenkeller herum, und Coach Andreas Gohr warf das Handtuch. Sonntag nun reist das Team aus der Lindenstadt als ungeschlagener Tabellenführer zum Spitzenspiel nach Witten, wo 400 Fans erwartet werden. Eine Säule im Haller Spiel ist schon seit Jahren Mannschaftskapitän Edda Sommer. Die Rückraumspielerin, die in ihrer Karriere noch nie aufgestiegen ist, würde gerne einmal eine Meisterschaft feiern. Darüber hinaus hat die Landschaftsarchitektin auch politische Anliegen und Ambitionen.

Name: Edda Sommer
Geburtsdatum: 9. Januar 1979
Geburtsort:Bielefeld
Spitzname:Eddi
Beruf:Landschaftsarchitektin
Familie:ledig, Freund Jan Rüter
Größe:1,75 Meter
Gewicht: 72,5 Kilo
Lieblingsessen:Rumpsteak mit
Pommes frites und Salat
Getränk:Spezi
Hobbys:Lesen, Politik

Karl-Heinz Klenke: Unser Trainer ist sehr engagiert. Er bereitet uns super auf jedes Training und die Gegner vor. Als Mensch ist Kalla ein lockerer Typ. Er weiß genau, dass es außer dem Handball noch andere wichtige Dinge gibt. Er hat zum Beispiel Verständnis dafür, wenn jüngere Spielerinnen für Klausuren lernen müssen. Zu unseren Spielen bringt er seine Enkeltochter mit. Auf der anderen Seite zieht er sein Programm durch. Die Übungseinheiten sind ganz schön anstrengend, machen aber Spaß. Alle Spielerinnen sind fit und motiviert.

Regionalliga: Unser Saisonziel war wirklich ein Mittelfeld-Platz. Aber die Liga ist unberechenbar. Jede Woche wundert man sich aufs Neue über die Ergebnisse. Die Einzigen, die bisher regelmäßig gewinnen, das sind wir. Wenn man wie Union Halle ganz oben steht, möchte man dort auch bleiben. Ich würde gerne noch einmal in der Regionalliga spielen. Zwar bin ich mit Union - damals noch als A-Jugendliche - aus dieser Klasse abgestiegen. Doch ich hatte viel zu wenig Spielanteile, um mich als Regionalliga-Spielerin zu fühlen. Das war kein schönes Jahr. Außerdem möchte auch ich einmal aufsteigen. Das ist mir nämlich - seit ich Handball spiele - bisher noch nie gelungen.

Die Nummer eins im Altkreis: Ich gebe zu, das ist uns wichtig. Bisher haben wir es immer geschafft, die Nummer eins im Altkreis zu sein. Gerade wenn man im Mittelfeld oder in der unteren Tabellenhälfte steht, motiviert dieses Ziel.

Die Haller Fans: Julia Beiers Vater ist sehr engagiert. Er hat viele Leute motiviert, uns zu unterstützen und irgendwann auch eine Trommel mitgebracht. Wenn es knapp wird, und dich sogar bei Auswärtsspielen 30 Leute lautstark anfeuern, dann puscht das unheimlich. Wir haben unseren Fans sicherlich so manchen Punkt zu verdanken. Mittlerweise gibt es von uns sogar Fanartikel - einen Kalender und Poster.

TuS Spenge: Meine zweite sportliche Heimat, weil mein Freund Jan für den TuS in der 2. Liga spielt und ich bei den Heimspielen dabei bin. In unserer Beziehung dreht sich viel um den Handball. Ich habe viel von ihm gelernt, er von mir wahrscheinlich weniger. Wir schauen uns zuhause sogar DVDs der kommenden Gegner an und nehmen eine Analyse vor. Das gehört in der 2. Liga dazu. Seit Kalla Klenke unser Trainer ist, gibt es auch DVDs der Haller Kontrahenten.

Perfektionismus: Ich versuche in der Tat, alles perfekt zu machen. Natürlich mache ich - wie jeder andere Mensch auch - Fehler. Das ärgert mich. Ich muss mir dann immer sagen: »Alles wird gut.« Das ist auch mein Lebensmotto.

Max: Mein Neffe heißt Max. Ich freue mich immer riesig, wenn er bei unseren Spielen dabei ist. Max heißt auch mein Dackel. Er ist schon 14 Jahre alt, und ich liebe ihn über alles.

Politik: Ich bin für die SPD bei den Kommunalwahlen im Wahlkreis Bokel angetreten. Es war ein Erfolg, dass ich Prozente hinzugewonnen habe. Den Wahlkreis habe ich aber nicht gewonnen, so dass ich auch nicht im Stadtrat vertreten bin. Irgendwann strebe ich schon einen Sitz im Rat an. Doch das ist auch eine zeitliche Frage.
Ich ärgere mich darüber, dass mittlerweise in Deutschland der Atomausstieg wieder in Frage gestellt wird und ziele auf das Umweltbewusstsein ab. Ganz einfach gesagt: Es liegt mir auch am Herzen, alte Baumbestände zu pflegen und zu erhalten.

Mein letzter Film: »Deutschland - ein Sommermärchen.« Ich habe mich noch einmal zurückversetzt gefühlt, mich noch einmal über das späte Siegtor gegen Polen gefreut. Die Emotionen bei den Spielen sind aber nicht so richtig rübergekommen. Und ich fand es komisch, was bei Fußballern in der Halbzeitpause passiert - oder besser nicht passiert. Da ziehen sich die Spieler die Socken aus, und ich dachte nur: Da muss doch jetzt noch was kommen.

Mein letztes Buch: »Ayla und der Stein des Feuers«. Es geht um Menschen vor 30 000 Jahren. Ich bin ein Fantasy-Fan. Frank Schätzings »Der Schwarm« hat mir auch gut gefallen.

Was mich freut: Alle Menschen, die mir wichtig sind, sind derzeit gesund. Und natürlich hat es mich gefreut, dass ich im August direkt im Anschluss an mein Studium meinen Job als Landschaftsarchitektin bekommen habe.

Was mich ärgert: Mich ärgert, dass es in manchen Ländern noch immer die Todesstrafe gibt. Außerdem geht es uns in Deutschland gut - vor allem aber deutlich besser als ganz vielen Menschen in anderen Ländern. Und dennoch wird ständig genörgelt.

Aufgezeichnet vonStephan Arend

Artikel vom 11.11.2006