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Ein Abend ohne Kühlschrank-Klima

Wolf von Lojewski zu Gast in Versmold - Lesung vor ausverkauftem Haus

Versmold (igs). Unerkannt durch Versmold spazieren -Êdas ist einfach nicht drin, wenn man Wolf von Lojewski heißt. Schließlich ist sein Gesicht, seine Stimme seit Jahrzehnten im Fernsehen präsent. Gestern Abend erlebten ihn 250 Zuhörer ohne »schwarzen Kasten«: Der 69-jährige Journalist las aus seinem Buch »Der schöne Schein der Wahrheit«.

Lesungen wie gestern Abend schätzt der Nachrichten-Profi sehr. »Im Studio ist es dagegen wie im Kühlschrank«, sagt der langjährige Redaktionsleiter und Moderator des ZDF-»heute-journals«. »Dort redet man in eine Kiste hinein -ÊLesungen sind dagegen netter, vor allem wenn man spürt, das etwas 'rüberkommt.« Besonders positiv erlebt er das direkte Gespräch mit den Zuhörern.
Seit seinem Abschied vom »heute-journal« vor drei Jahren hat Wolf von Lojewski vor allem mit Reportagen aus aller Welt von sich reden gemacht - jetzt geht er mit seinem neuen Buch auf große Deutschland-Tour -Êzwölf Städte in zwei Wochen. Auf seiner Lesetour-Landkarte hätten noch mehr Orte stehen können. »80 Anfragen hat es insgesamt gegeben.« Versmold sei ihm dabei vorher kein Begriff gewesen, räumt von Lojewski ein, der auf Einladung der Buchhandlung Krüger und der Stadtbibliothek in die Fleischstadt gekommen war. Sehr angetan zeigte sich Wolf von Lojewski nach seinem Spaziergang vom Schweinebrunnen (»Vor allem ein Schwein, das den Schlachter geradezu anhimmelt, habe ich noch nie gesehen«). An der Ampelkreuzung drängte sich dem Journalisten dann einer der wichtigen Versmolder Wirtschaftszweige geradezu auf: »Da kamen Lkw über Lkw!« Der Name Nagel scheine in Versmold häufiger aufzutauchen, stellte der 69-Jährige mit einem Lächeln fest. Schließlich war es gestern auch das Autohaus Nagel, das dem vorlesenden von Lojewski ein passendes Forum bot.
So weit von Lojewski auch in der Welt herumgekommen ist: Fußballerisch schlägt sein Herz nach wie vor für die »Provinz«: »Holstein Kiel ist mein Verein«, berichtet der Journalist, der seit 1963 auch Mitglied der SPD gewesen ist -Êein Umstand, der ihm in seiner journalistischen Tätigkeit nie Probleme bereitet habe. Richtige Freundschaft zwischen Journalisten und Politikern habe er allerdings nie erlebt. »Das ist eher ein belauerndes Verhältnis, die Journalisten wollen von den Politikern interessante Informationen, die Politiker wollen mit Hilfe der Journalisten erreichen, dass man sie überhaupt zur Kenntnis nimmt.«
Auch wenn er nicht mehr regelmäßig im Fernsehen präsent ist: Wolf von Lojewski bleibt seinen Fernsehzuschauern treu. Allzu viel verraten will er allerdings noch nicht. Nur so viel: »Es wird etwas Neues geben.«
Einen ausführlichen Bericht über die Lesung lesen Sie in der morgigen Ausgabe.

Artikel vom 08.11.2006