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Nach Insolvenz
Textilien weg

Steinbeck-Kunden sind verärgert

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen/Werther (WB). Wie bekomme ich Hemd und Hose wieder, wenn die beauftragte Reinigung plötzlich pleite gegangen ist? Dieser Frage müssen sich derzeit etliche Kunden stellen, die bei der Reinigung Steinbeck in Steinhagen vor verschlossener Tür stehen. Denn auch die benannte Abholmöglichkeit in Werther ist inzwischen geschlossen.

Am 28. Oktober hatte die Annahmestelle der Steinbeck-Reinigung an der Bahnhofstraße ihre Pforten nach mehr als zehn Jahren kurzfristig geschlossen. Zurückgehenden Umsatz nannte das Inhaber-Ehepaar als Grund. Auch die Annahmestellen in Halle und in Werther am Venghaussplatz sind schon zu. Die Wäscherei im Industriegebiet Esch in Werther sollte zwar als Anlaufstelle vorerst erhalten bleiben. Dieses »Vorerst« hatte aber bereits am Freitag ein Ende.
Kunden, die Anfang der Woche nach Werther gekommen sind, um dort einen Anzug oder eine Gardine abzuholen, standen vor verschlossener Tür. Die Öffnungszeiten auf dem Türschild sind durchgestrichen, von Hand ist »insolvent« aufgeschrieben. Eine Telefonnummer verweist auf eine Möglichkeit, gereinigte Kleidung abzuholen. Doch das ist keineswegs eine Information der Inhaber an ihre Kunden, das ist vielmehr ein Hinweis des Vermieters. Der hat Mitgefühl mit den verprellten Kunden und gewährt ihnen Zugang zu den zwei Kartons an übrig gebliebenen Textilien. Doch Kleidungsstücke aus Steinhagen sind dort nicht zu finden.
Auch in den Nachbar-Geschäften an der Steinhagener Bahnhofstraße häufen sich die Nachfragen nach der Reinigung Steinbeck. Das Geschäft steht leer, keine Kontaktadresse ist angeschlagen. Auch das WESTFALEN-BLATT bemühte sich mehrfach vergeblich um telefonischen Kontakt mit den Inhabern.
Nach WB-Informationen hat die Reinigung Steinbeck am 30. Oktober selbst Insolvenz beantragt. Erst im November 2005 an den Esch umgezogen, zahlten die Inhaber bereits seit Anfang des Jahres keine Miete für ihre 330 Quadratmeter große Halle mehr. Auch auf den bei einer Reinigung erheblichen Wasserkosten blieb der Vermieter sitzen. Weitere Geschäftspartner haben ebenfalls ausstehende Forderungen.
Ein Insolvenzverfahren hatte es, wie das WESTFALEN-BLATT erfuhr, bereits in Sachen Steinbeck gegeben. Das konnte aber durch Zahlung abgewendet werden. Jetzt haben die Inhaber offenbar selbst »die Reißleine gezogen«. Ein Sachverständiger prüft nun im Auftrag des Bielefelder Amtsgerichts das verbliebene Geschäftsvermögen. Sollte ein Insolvenzverfahren dann »mangels Masse« abgewiesen werden, gehen die Gläubiger leer aus. Andernfalls wird ein Insolvenzverwalter eingesetzt.
Für die Steinhagener, die ihre Textilien wiederhaben möchten, ist dies erst einmal unerheblich. Sie haben mit ihrer Quittung zwar Schadensersatzanspruch gegen die Reinigung. Doch ob sie diesen durchfechten können, wenn ein Geschäft nicht mehr existiert, ist fraglich. »Pleite zu gehen, ist ja keine Schande. Aber man sollte dabei anständig bleiben«, kommentiert eine enttäuschte Kundin.

Artikel vom 08.11.2006