08.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Existenzgründung ist ein Gewinn

Informationstagung der heimischen Kammern: 240 Interessenten kamen


Bielefeld (WB). Auf regen Zuspruch ist der »Ostwestfälische Existenzgründungstag« der Bielefelder Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie der Handwerkskammer OWL (HWK) im IHK-Gebäude gestoßen: Mehr als 240 Interessenten erkundigten sich nach Chancen und Risiken der Existenzgründung.
»Die Informationsbeschaffung vor einer Firmengründung ist das A und O«, nannte IHK-Vizepräsident Wolf Dietrich Meier-Scheuven in seiner Begrüßung den Hauptgrund für die Veranstaltung. Das Gründungsgeschehen in Ostwestfalen boomt, nicht zuletzt viele Erwerbslose begreifen eine Unternehmensgründung als Chance. In den vergangenen fünf Jahren haben sich hier 63 000 Frauen und Männer selbständig gemacht, allein im Jahr 2005 waren es 14 400.
Allerdings sei eine gute Vorbereitung wichtig, sagte Meier-Scheuven, denn insgesamt scheiterten 60 Prozent der Gründer, allein 12 Prozent (Industrie) bis 22 Prozent (Gastgewerbe) im ersten Jahr. Einen Betrieb zu übernehmen, sei eine Möglichkeit gegenzusteuern, meinte Meier-Scheuven: »Jedes zweite Familienunternehmen in Ostwestfalen hat keinen Nachfolger in der Familie.«
HWK-Präsidentin Lena Strothmann berichtete, dass in OWL jährlich 600 Handwerksunternehmen einen geeigneten Nachfolger suchen. Voraussetzung für den Gründungserfolg sind nach ihrer Erfahrung eine gute Idee und die richtige Qualifikation. »Unternehmer sollten wie Indianer sein: Die kennen keinen Schmerz, sondern suchen nach Lösungen.«
»Als Selbständiger muss man belastbar sein, eine 60- bis 80-Stunden-Woche ist keine Seltenheit«, kommentierte Markus Denker seine Unternehmensgründung. Der Geologe ist als Unternehmer im Bereich Geologie-Gutachten tätig. Er hat sich im Oktober 2004 aus einem Planungsbüro heraus selbständig gemacht und mittlerweile drei Mitarbeiter. Sein Vorteil: Er konnte Teile des Kundenstammes mitnehmen und erhielt gleich zu Anfang Aufträge seines ehemaligen Arbeitsgebers.
»Ich habe eine Angebotslücke in Bielefeld entdeckt und mich in diesem Bereich erfolgreich selbständig gemacht«, berichtete Ute Oesterreicher. Die gelernte Krankenschwester und Rettungsschwimmerin hat sich an einer Sporthochschule weitergebildet und bietet seit einigen Jahren Babyschwimmkurse an. »Den Urlaub kann man in den ersten zwei bis drei Jahren nach der Firmengründung streichen«, betonte die Mutter eines Kleinkindes.
Einen anderen Tipp hatte Dachdeckermeister Andreas-Oliver Jäger parat, der sich vor eineinhalb Jahren mit einem Dachdeckerbetrieb selbständig machte: »Gut gemachte Werbung, zum Beispiel mit einem eigenen Firmenlogo, ist gerade in der Anfangszeit sehr wichtig.« Wenn der Betrieb erst bekannt sei, könne man die Werbung wieder reduzieren, meinte der Chef von mittlerweile sechs Mitarbeitern.

Artikel vom 08.11.2006