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Das falsche Geburtshaus von Adolph Bermpohl

Irrtum auf Gedenktafel nach 23 Jahren vom Eickhoff-Kreis des Heimatvereins aufgedeckt


Gütersloh (mdel). Seit dem 8. Januar 1983 ziert eine Gedenktafel das Haus Nummer 14 am Alten Kirchplatz. Die vom Gütersloher Bildhauer Wolfgang Schmitz gefertigte Tafel weist auf das Geburtshaus von Adolph Bermpohl hin. 23 Jahre lang hat die Angaben auf dem Schild niemand hinterfragt, bis Anneliese Stüker und Manfred Brinker vom Eickhoff-Kreis des Heimatvereins in Zusammenarbeit mit Stadtarchivar Stephan Grimm einen Irrtum aufdeckten. Adolph Bermpohl, der Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), wurde gar nicht in dem Haus geboren.
»Sein Vater Heinrich hat das Haus im August 1845 gekauft. Bereits Ende 1946 oder Anfang 1847 verließ Adolph Bermpohl Gütersloh und ging in Herford auf das Gymnasium. Er war also meistens nur zu Besuch in dem Haus«, erklärt Grimm. Um den Irrtum aufzuklären, war kriminalistisches Gespür erforderlich. Der Eickhoff-Kreis nahm die aktuelle Ausstellung im Stadtmuseum zur Geschichte der DGzRS zum Anlass, um den Lebensweg des im Jahr 1833 geborenen Adolph Bermpohl nachzuzeichnen. In einem Schreiben an Verwandte fand Anneliese Stüker einen Hinweis auf das Haus Gütersloh Nr. 86., das so genannte Schlütersche Haus, als Geburtsort von Adolph Bermpohl. »Ich habe gedacht: ÝDas kann nicht sein, schließlich hängt die Gedenktafel an einem anderen GebäudeÜ«, erinnert sich die Hobby-Forscherin an die Ursprünge der Recherchen. Nachdem sie weitere Akten gewälzt hatte, fand sie den Hinweis, dass Adolph Bermpohl tatsächlich in Haus Nr. 86 geboren wurde. Es gehörte zu den sechs Gebäuden, die den Abschluss des südlichen Kirchringes bildeten und wurde Ende 1912 abgerissen. Heute befindet sich dort eine Sandsteinmauer.
Im Zuge der Recherchen deckten Anneliese Stüker, Manfred Brinker und Stephan Grimm eine weitere Ungereimtheit auf. So sollte Bermpohl am Gütersloher Gymnasium das Abitur gemacht haben. Das ESG existierte zum damaligen Zeitpunkt allerdings noch nicht. In der Biografie des Lehrers Ernst Buschmann war der Name als Privatschüler aufgeführt. »Aber niemand konnte sagen, welches Gymnasium er besucht hat«, berichtet Stüker. Fündig wurde sie - wiederum zufällig - im Niedersächsischen Staatsarchiv Aurich. Dort wurde ein handgeschriebener Lebenslauf von Adolph Bermpohl entdeckt. »Eine kleine Sensation«, meint Stadtmuseumsleiter Dr. Rolf Westheider. Aus diesem Lebenslauf geht hervor, dass Bermpohl auf das Herforder Gymnasium gegangen war, um später eventuell Medizin oder Theologie zu studieren. Nach zwei Jahren verließ er die Schule ohne Abitur, um sich mit der See vertraut zu machen.
Und die Gedenktafel? Die muss nach Meinung von Grimm entfernt oder abgeändert werden. »ÝHier hielt sich Adolph Bermpohl zumindest zeitweise aufÜ könnte der Zusatz lauten«, scherzt der Stadtarchivar.

Artikel vom 08.11.2006