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»Konzerne
müssen
nachsitzen«

Wettbewerb gefordert

Berlin (dpa). Nach den Stromausfällen am Wochenende verlangten Politiker gestern eine lückenlose Aufklärung und mehr Anstrengungen für eine sichere Stromversorgung.

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte, die Stromkonzerne müssten notfalls »nachsitzen, damit das nicht wieder vorkommt«. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) erklärte, auf dem Strommarkt sei »einiges im argen« und es müsse mehr Wettbewerb geben.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller (SPD), verlangte einen Bericht über die Leistungsfähigkeit der Netze. »Es kann nicht sein, dass die Netzbetreiber immer höhere Gewinne machen, die nötigen Investitionen jedoch nur zögernd vorankommen«, sagte Müller. FDP-Generalsekretär Dirk Niebel verlangte mehr Wettbewerb für deutsche Konzerne aus dem Ausland.
Über eine europäische Stromnetzbehörde, wie sie der italienische Ministerpräsident und frühere Chef der EU-Kommission, Romano Prodi, vorgeschlagen hatte, gab es keine Einigkeit. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) sprach sich dagegen aus. Man brauche aber eine Abstimmung der Aufsichtsbehörden. Die Energieexpertin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert, unterstützte dagegen Prodis Vorschlag.
Der Bund der Energieverbraucher kritisierte unterdessen die Stromerzeuger scharf. »Das Stromnetz ist marode, weil zu wenig investiert wird«, sagte der Verbandschef Aribert Peters in Köln. »Wir fallen auf den Stand eines Entwicklungslandes zurück, wenn wir so weitermachen.« Stromausfälle würden sich dann künftig häufen.
Die nordrhein-westfälische Landesarbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie wies gestern die Spekulationen zurück, eine erhöhte Windstromeinspeisung sei mitverantwortlich. »Die Windkraft hat mit dem Stromausfall nichts zu tun«, erklärte ihr Sprecher Björn Klusmann in Paderborn.

Artikel vom 07.11.2006