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Ganz schön auf
Draht, das Glück

Plüschiges zum Jahreswechsel

Das Glück lächelt Rüdiger Paul jeden Tag zehntausendfach an. Sein Geschäft sind Glücksbringer, die traditionell zu Silvester verschenkt werden.Putzige Glücksbringer tummeln sich an Löffelstielen und Sektkorken, begleiten als Gute-Laune-Deko in neue Jahr.
»Renner sind die plüschigen Schornsteinfeger«, sagt der 29-Jährige, der dem kleinen Familienbetrieb Dorette Paul KG im sächsischen Schmölln-Putzkau vorsteht. Aber auch Marienkäfer, vierblättriger Klee und schwarze Katzen werden aus flauschiger Chenille hergestellt. Seit 1928 ist die kleine Firma auf derartige Festartikel spezialisiert.
30 000 Schornsteinfeger - von winzigen knapp zehn Zentimeter großen Gesellen bis zu Exemplaren von beeindruckenden 25 Zentimetern - wurden im letzten Jahr geordert. »Unsere Kunden sind meist Gärtnereien, Bäckereien und Eisdielen«, sagt Paul. »Silvester ohne Glücksklee mit Schornsteinfeger ist für mich undenkbar.« Dabei schlägt er mit seinen Miniaturen zahlenmäßig die »echten« Berufskollegen: Bundesweit gibt es schätzungsweise 20 000.
Unter die schwarzen Gesellen, die ordentlich in Pappkartons liegen, haben sich auch einige Schornsteinfeger in rotem Anzug geschmuggelt. »Ein besonderer Kundenwunsch«, erklärt Paul, der eigentlich Traditionalist ist. »Ein Schornsteinfeger trägt einen Zylinder, hält in der einen Hand Fliegenpilz und Kleeblatt und in der anderen eine kleine Pappleiter«, sagt der junge Mann. »Das wollen die Kunden so.« Die kleinen Figuren entstehen mit viel Fingerfertigkeit. Beschäftigt werden fünf bis zehn Heimarbeiterinnen, auch die Familie arbeitet mit. »Einige Minuten dauert es schon«, meint Paul. Der Chenillefaden - im Unternehmen selbst hergestellt und schwarz eingefärbt - wird um einen Draht geschlungen. Daraus wird dann der Körper mit Armen und Beinen gebogen.
Paul ist sicher, dass er jeden in seinem Betrieb gefertigten Schornsteinfeger erkennt. »Meine gucken spitzbübisch oder haben ein freundliches Lächeln«, sagt er. Die rosa Zellstoffkugeln werden mit lachenden Gesichtern bedruckt. »Die sind serh individuell«, beschreibt er die Figürchen, die seit dem Mittelalter als Glückssymbole beliebt sind.

Artikel vom 23.12.2006