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Weihnachtszeit
lockte Dämonen

Neunerlei Holz rief Hexen auf den Plan

Aberglauben und abergläubische Vorstellungen und Bräuche gab es zu allen Zeiten. Zu bestimmten Ereignissen des Lebens- und Jahresablaufs traten sie besonders häufig auf. So auch in den langen Winternächten um die Wintersonnenwende.
Schon in vorchristlicher Zeit fürchtete man sich vor den bösen Geistern der Raunächte, und der Glaube an die Wunderkraft der Weihnachtstage hat christliche Vorstellung damit vermischt. Reste des Aberglaubens sind bis heute erhalten. So gab es lärmende Umzüge, um böse Geister zu vertreiben. Davon stammt auch das heute noch bekannte Perchtenlaufen ab. In Schwaben nannte man die entsprechende Figur Pelzmärte und in Niederösterreich Budelfrau. Diese Figuren bestraften die Kinder mit der Rute, wenn sie nicht brav waren, und belohnten sie, wenn sie fleißig waren.
Früher schloss man die Haustür ab, damit das »Wilde Heer« nicht herein konnte. Auch mussten alle Arbeiten wie Spinnen, Wäschewaschen, Schuhputzen und Haarschneiden unterbleiben, um die Aufmerksamkeit Frau Holles und ihres Gefolges nicht auf sich zu lenken. Wer neunerlei Speisen aß, brauchte nicht Schaden zu erleiden, wer aber neunerlei Holz in den Händen hielt, konnte plötzlich alle Hexen sehen.
Dem Vieh legte man gefährliche Gegenstände wie Messer in die Futterkrippe, damit es nicht verhext wurde. Es bekam doppeltes Futter, und die Bäuerin blies ihm ins Nasenloch, machte das Kreuzzeichen darüber und stellte einen Besen vor die Stalltür. Später wurde der Stall auch ausgeräuchert. Aber auch gute Kräfte vermutete man in dieser Zeit, die zugleich die Wende des Jahres bedeutete und somit einen neuen Anfang in sich barg. Die Häuser wurden mit grünen Zweigen geschmückt. Fichten- und Tannenzweige galten als Sinnbild des Lebens. Auch der Eibe, dem Buchsbaum, der Mistel und der Stechpalme wurden besondere Kräfte zugesprochen.
Nach dem reichlichen Weihnachtsessen musste man ein Restchen vom Essen sowie ein kleines Geldstück auf dem Tisch liegen lassen, um im kommenden Jahr mit Essen und Geld versorgt zu sein. Auch schüttete man die Überreste des Weihnachtsmals über die Bäume und Felder - der guten Ernte wegen - und gab dem Vieh davon. Obstbäume umwand man mit Stroh und schüttelte sie kräftig, um ihre Fruchtbarkeit zu steigern.
Auch Wunder vermutete man in der Weihnachtszeit. So glaubte man in der Christnacht unsichtbar und unverwundbar werden zu können. Um Mitternacht, meinte man, begännen die Tiere zu sprechen und Zukünftiges zu prophezeien. Aber wer sie hörte, der müsse sterben. Verstünde man es, in dieser Stunde den Teufel in einem Zauberkreis zu beschwören, so könne man viel Geld gewinnen. Das Wetter meinte man mit Hilfe von aufgeschnittenen Zwiebeln oder Nussschalen prophezeien zu können.
Am interessantesten aber erschien von jeher das Liebesorakel. Die Mädchen kehrten am Heiligen Abend die Stuben aus, trugen den Kehricht in den Hof, setzten sich darauf und warteten bis der erste Hahn krähte. Aus der Richtung, aus der er sich hören ließ, musste der Bräutigam kommen.

Artikel vom 23.12.2006