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Welch ein Baum...

Vom »Paradies« ins Wohnzimmer

Der Christbaum hat seinen Ursprung im mittelalterlichen Krippenspiel in der Kirche. Vor dem eigentlichen Krippenspiel fand das Paradiesspiel statt, in dem gezeigt wurde, wie durch Adam und Eva die Sünde in die Welt kam.
Zu diesem Spiel gehörte ein immergrüner Baum als »Paradiesbaum« (auch Adamsbaum), von dem an der dramaturgisch bestimmten Stelle die »Frucht« gepflückt wurde. Mit den Jahren wurde der Paradiesbaum immer schmucker: vergoldete Nüsse, Festgebäck und Süßigkeiten machten seine paradiesische Funktion deutlich. Die in Silber- und Goldpapier eingewickelten »Früchte« dienten letztendlich als Vorlagen für Christbaumkugeln und Christbaumschmuck.
1605 tauchte in Straßburg der erste Christbaum auf, der als Gabenbaum, jedoch ohne Kerzen, hergerichtet war. In einer Chronik heißt es: »Auf Weihenachten richtett man Dannenbäume zu Strassburg in der Stubben auf, daran henckett man rossen aus vielfarbigem Papier geschnitten, Äpfel, flache kleine Kuchen, Zischgolt, Zucker...« Diese neue Sitte fand nicht nur Freunde. Johann Konrad Dannhauer, Pastor am Straßburger Münster, polterte in einem ab 1642 erschienenen Werk dagegen: »Unter anderen Lappalien, damit man die alte Weihnachtszeit oft mehr als mit Gottes Wort begeht, ist auch der Weihnachts- und Tannenbaum, den man zu Hause aufrichtet, denselben mit Puppen und Zucker behängt und ihn hernach schütteln und abblümeln lässt. Wo die Gewohnheit herkommt, weiß ich nicht. Es ist ein Kinderspiel...« Dennoch galt der Christbaum sehr bald in evangelischen Familien als weihnachtliches Symbol »rechtgläubiger« Protestanten. Er wurde zum konfessionellen Gegensymbol der (katholischen) Weihnachtskrippe. Im 18. Jahrhundert, als die Weihnachtsfeiern zunehmend zu Familienfesten wurden, wanderte der Christbaum fast konsequenterweise mit in die Wohnungen auch der einfacheren evangelischen Christen.
Mit brennenden Kerzen bestückte Christbäume finden sich zunächst bei adligen und wohlhabenden Protestanten. Ab dem 19. und 20. Jahrhundert öffnen sich auch die guten Stuben katholischer Familien für die Lichterbäume. In Österreich steht 1816 der erste Weihnachtsbaum, in Frankreich 1840. Nach England gelangte der Weihnachtsbaum durch den deutschen Prinzen Albert, Gemahl der britischen Königin Victoria (1837- 1901) .

Artikel vom 23.12.2006