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Mauresmo peilt die Titelverteidigung an

Tennis-WM: Deutsche Stars stehen wieder im Abseits

Hamburg (dpa). Die deutschen Tennisprofis stehen bei den Weltmeisterschaften wieder einmal im Abseits. Lang, lang ist es her, dass Boris Becker 1995 und Steffi Graf im Jahr darauf beim Saisonhöhepunkt triumphiert haben.

Drei Jahre sind auch schon wieder vergangen, seit Rainer Schüttler als bislang letzter Repräsentant des Deutschen Tennis Bundes (DTB) beim Saisonhöhepunkt dabei war. Lange hatte der Korbacher danach kein einziges Turnier gewonnen. Eine Serie, die er erst am Sonntag bei einem zweitklassig besetzten Challenger-Turnier in Aachen beendete. Immerhin sicherte sich der 30-Jährige mit dem Finalsieg gegen den international unbekannten Russen Yefgeni Korolew (6:3, 7:5) einen Startplatz bei den Australian Open im kommenden Jahr.
Von heute an stehen in Madrid aber die acht weltbesten Tennisspielerinnen im Blickpunkt. In zwei Gruppen beginnen die Weltranglisten-Erste Amelie Mauresmo (Frankreich) und ihre Konkurrentinnen, allen voran die Russin Maria Scharapowa, die Jagd auf den WM-Titel. Im Eröffnungsspiel (Eurosport live ab 18 Uhr) fordert die Russin Nadja Petrowa die Vorjahressiegerin Mauresmo heraus. Die frühere Weltranglisten-Erste Kim Clijsters (Belgien) hat sich mit einem erfolgreichen Comeback beim Turnier in Hasselt doch noch den letzten Finalplatz in Madrid erkämpft.
Wenn die Frauen ihre Beste gefunden haben, schlagen die Männer in Shanghai auf. Der Hamburger Thomas Haas hat seine Chancen, sich erstmals für den Masters Cup (12. bis 19. November) zu qualifizieren, fahrlässig vertan und damit auch dem Ansehen des deutschen Tennis geschadet. Dass ihn zuletzt in Paris-Bercy eine Magen-Darm-Grippe heimsuchte und den möglichen Turniersieg im Halbfinale zunichte machte, ist sicherlich Pech.
Dass Haas zuvor in Wien und St. Petersburg jeweils nur eine Runde überstand, darf dagegen getrost als Pleite bezeichnet werden. Damit hatte der 28-Jährige den WM-Start eigentlich bereits verspielt, bevor das Turnier in Bercy überhaupt begonnen hatte. Nun könnte er als möglicher Ersatzmann bestenfalls nachrücken, wenn einer der nominierten Spieler die Teilnahme kurzfristig absagt.
An den Genius des vierfachen Champions der Gerry Weber Open, Roger Federer, die jugendliche Leichtigkeit eines Rafael Nadal und den Ehrgeiz der fleißigen Ivan Ljubicic oder Nikolaj Dawidenko reichen die deutschen Spieler nicht heran.
Der Vorwurf, mit viel zu wenig zufrieden zu sein, scheint nicht aus der Luft gegriffen zu sein. Hinzu freilich kommen immer wieder Verletzungen und Krankheiten. Am schlimmsten hat es Nicolas Kiefer erwischt, der seit den French Open nicht mehr spielen konnte und trotz Operation noch immer an einer Handgelenksverletzung leidet.

Tennis-WM der Frauen7. bis 12. November in Madrid, Vorrunde:Gelbe Gruppe: Titelverteidigerin Amelie Mauresmo (Frankreich/1), Justine Henin-Hardenne (Belgien/3) , Nadja Petrowa (Russland/5), Martina Hingis (Schweiz/8);
Rote Gruppe: Maria Scharapowa (Russland/2), Swetlana Kusnezowa (Russland/4), Kim Clijsters (Belgien/6), Jelena Dementjewa (Russland/7)
1. Spieltag (heute 18.00 Uhr): Mauresmo - Petrowa anschl.: Scharapowa - Dementjewa anschl.: Henin-Hardenne - Hingis

Artikel vom 07.11.2006