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Wasser aus dem Wald hat weiten Weg

180 Kilometer Leitungsnetz: Das Wasserwerk versorgt Gemeinde mit bis zu 4000 Litern täglich

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Mitten in der Patthorst steht eines der wichtigsten Steinhagener Gebäude: das Wasserwerk. Kein Hexenhaus - trotz der romantischen Nähe zum Hexenbrink -, sondern ein nüchterner roter Klinkerbau, in dem modernste Technik die Trinkwasser-Versorgung für 20 000 Bürger sicherstellt. Stefan Lütgemeier von den Gemeindwerken öffnete für das WESTFALEN-BLATT die Tür.

Aus sieben Brunnen, die über die ganze Patthorst verteilt sind, schöpft die Gemeinde ihr anerkanntermaßen hervorragendes Trinkwasser. Keine Filter, keine Enteisung, keine Chlor-Zusätze: »Das, was zu Hause bei den Bürgern aus dem Wasserhahn kommt, das kommt hier aus dem Boden. Das sind hundert Prozent unverfälschtes Patthorster Wasser«, ist der Fachbereichsleiter der Gemeindewerke stolz auf die hohe Qualität. Um die sicher zu stellen, bedarf es nicht nur einer 14-tägigen Untersuchung, sondern auch der engen Zusammenarbeit mit den Landwirten, die sich für ihre Flächen im Wasserschutzgebiet auf strenge Regeln, etwa beim Dünger, verpflichtet haben.
Doch ein Zugeständnis an die Wasseraufbereitung machen die Werke dann doch: zur reinen Vorsorge, wie der Dipl.-Ingenieur erklärt. Seit zwei Jahren fließt das kühle Nass durch eine UV-Anlage. Die Behandlung mit Licht würde Keime und Bakterien sofort abtöten - wenn es sie denn gäbe im Steinhagener Wasser . . .
In einer Menge von rund 2500 Kubikmetern wird es an einem ganz normalen Tag im November aus dem Patthorster Boden gefördert. Erste Station: der 500 Kubikmeter große Zwischenbehälter im Wasserwerk. Von dort aus drücken es sechs Pumpen - drei in Betrieb, drei als Reserve im Notfall - ins Netz und in die Hochbehälter oben am Langenberg. 2200 Kubikmeter, Zweidrittel des Tagesbedarfs der Gemeinde, fassen die Bassins. Bevor das Wasser in den Haushalten ankommt, hat es also einen weiten Weg hinter sich. 180 Kilometer umfasst das Frischwasser-Rohrleitungsnetz der Gemeinde ingesamt. Auch der Höhenunterschied ist gewaltig: Von 185 Metern über Normalnull auf dem Langenberg lässt sich das Wasser um bis zu 110 Meter gewissermaßen herab, bevor es beispielsweise in Brockhagen auf 75 Metern über NN ankommt. Dabei baut es ordentlich Druck auf: bis zu elf Bar. Viel zu viel für den privaten Hausanschluss. Deshalb gibt es diverse Druckminderstationen überall im Gemeindegebiet.
Die dienen zudem der Überwachung des Netzes, sind sie doch auch Sitz der Funkübertragungsanlagenen. »Wir können am Computer genau sehen, was im Netz passiert und wieviel Wasser durch die Leitungen geht«, sagt Stefan Lütgemeier. Im Minutentakt erfasst die EDV die Verbrauchswerte - und speichert sie: So kann man auch an regnerischen Herbsttagen wie diesen sehen, dass der 19. Juli sehr trocken gewesen sein muss. Mit 3900 Kubikmetern hält er den Verbrauchsrekord in diesem Jahr. Spitzenwerte wurden zwischen 20 und 21 Uhr erreicht - als die Steinhagener ihre Gärten wässerten. Engpässe sind aber auch dann nicht zu befürchten: »Unsere Brunnen könne bis zu 6000 Kubikmetern leisten.«

Artikel vom 07.11.2006