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Die »Tintenblut«-Helden
klasse zum Leben erweckt

Rainer Rudloff begeistert bei Lesung im Haus Werther

Werther (law). Zehn literarische Leckerbissen hat die Buchhandlung »Lesezeichen« zum Anlass ihres zehnjährigen Bestehens in diesem Jahr für die Wertheraner vorbereitet. Am Freitagabend präsentierten Gesine Klack und Ellen Elbracht von der Buchhandlung den achten Leckerbissen. Mit Rainer Rudloff war ein »alter Bekannter« im Haus Werther zu Gast.

Bereits zum fünften Mal war der Schauspieler, Sprecher und Moderator in die Böckstiegelstadt gekommen. Nachdem Rudloff bereits mit starken Lesungen aus der »Herr der Ringe«-Trilogie viele Fans gewonnen hatte, las er nun zum zweiten Mal aus zwei Bestsellern von Cornelia Funke. »Tintenblut« und »Tintenherz« heißen ihre beiden Bücher, aus denen der 36-Jährige vor 120 begeisterten Zuhörern vorlas. Doch er las nicht nur vor, Rudloff verwandelte sich während der rund 100-minütigen Lesung in alle Helden der Geschichte.
Zunächst jedoch präsentierte Rudloff sein Lieblingsbuch, die »Unendliche Geschichte« von Michael Ende. Nach einer spannenden Einführung in das Buch las Rudloff eine Szene mit dem Indianerjungen »Atréju« und dem bösen Werwolf »Gmork«. Mit viel Liebe zum Detail verlieh Rudloff dem kleinen Indianerjungen und dem Wolf nicht nur seine Stimme, sondern ließ sie vor dem geistigen Auge auch lebendig werden.
Um Personen und Sachen, die aus Texten lebendig werden, ging es dann auch in den beiden Büchern »Tintenherz« und »Tintenblut«. Die Hauptfigur der beiden Bücher kann durch das Lesen der Texte Personen im Buch in die Wirklichkeit holen oder andere Personen in das Buch lesen. Zwischen geheimem Flüstern und lautem Gelächter, das fast in Schreien überging, variierte die Stimmlage von Rainer Rudloff und begeisterte damit Klein und Groß. Es bedarf dank der guten Inszenierung nicht viel Fantasie, um sich in die fantastischen Welten der drei Bücher vertiefen zu können.
Ketten, wie sie in der liebevollen Dekoration im Saal des Hauses Werther zu finden waren, brauchte Rainer Rudloff also bei weitem nicht, um seine Zuhörer zu fesseln. Die Worte hatten in seinem Fall die gleiche Wirkung. Gebannt hingen die Zuhörer an den Lippen des Sprechers, der sich mitunter auch auf die Knie begab und mit seinem Körper die Worte untermalte.
Im Anschluss an die Lesung konnten die Besucher Fragen stellen. Mit einem Schmunzeln beantwortete Rudloff die Frage von einem jungen Zuhörer, wie viele Bücher er selbst geschrieben habe. »Wenn man es genau nimmt, habe ich drei Bücher selbst geschrieben«, lachte Rudloff. »Ein Dino-Buch im Alter von neun Jahren, ein Zauber-Zwerg-Buch mit zwölf und noch ein größeres habe ich geschrieben. Aber nie wurde eins veröffentlicht.« Seine Stärke ist und bleibt das Vorlesen von Büchern.

Artikel vom 06.11.2006